Bartholomaios: Patristik-Kolloquien fördern ökumenische Verständigung zwischen Ost und West
21. October 2025

Olmütz, 21.10.2025 (poi) Die Rolle der Eschatologie (Lehre von den Letzten Dingen) in der Theologie der Kirchenväter stand im Zentrum einer ökumenischen Tagung, die vom 14. bis 19. Oktober an der Theologischen Fakultät der Palacký-Universität Olmütz (Tschechien) stattfand. Die unter der Federführung der Patristik-Expertin und Ökumene-Pionierin Prof. Theresia Hainthaler organisierte Konferenz stellte die 12. Auflage des "Patristischen Kolloquiums" dar - eine Veranstaltungsreihe, die 2001 auf Initiative von Prof. Ysabel de Andia und Kardinal Christoph Schönborn unter der Schirmherrschaft von PRO ORIENTE ins Leben gerufen wurde.
An der Tagung in Olmütz nahmen 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer u.a. aus Tschechien, Polen, Rumänien, der Ukraine, Bulgarien, Serbien, Griechenland, Italien, der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Österreich teil. Hainthaler zog im Anschluss gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst eine Positiv-Bilanz: Die wissenschaftliche Expertise und die diskutierten Papers bzw. die 27 Vorträge der Tagung seien außerordentlich gut gewesen: "Ein Engagement, eine Begeisterung für die Einheit zu arbeiten, ist spürbar – oder aufgebrochen", so Hainthaler.
Verlesen wurde bei der Tagung auch ein offizielles Grußwort des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Dieser begrüßte die theologische Initiative, sich mit der Frage nach Verbindendem in der Väter-Theologie unter der besonderen Perspektive der Eschatologie zu befassen. Darüber hinaus lobte Patriarch Bartholomaios ausdrücklich das Engagement von PRO ORIENTE. Er sei froh, dass die von PRO ORIENTE initiierte Kolloquien-Reihe zur patristischen Tradition fortgesetzt werde. Dies stelle einen wichtigen Beitrag "zum theologischen Verständnis und zum gegenseitigen Respekt zwischen Ost und West" dar und habe bereits "reichhaltige Frucht über viele Jahre gebracht", so der Patriarch. Auch der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, drückte im Vorfeld seine Wertschätzung für die patristischen Kolloquien aus und wünschte der aktuellen Tagung ein gutes Gelingen.
Inhaltlich boten die Vorträge - drei davon wurden digital via Zoom präsentiert - ein "reiches Material, das den Hintergrund der platonischen und jüdischen Traditionen mancher Konzepte christlicher Eschatologie sichtbar machte", hieß es in einem abschließenden Kommuniqué. Dabei wurden Themen wie die eschatologische Vollendung des Lebens nach dem Tod, Bilder himmlischer Freude, Vorstellungen vom Ende der Zeit, der Unsterblichkeit, der Auferstehung des Leibes und der Rolle der Seele sowie dem Jüngsten Gericht besprochen und ihre unterschiedlichen theologischen und philosophischen Quellen lebhaft diskutiert, so das Kommuniqué.
Ein besonderes Zeichen der Wertschätzung der Tagung brachte der orthodoxe Metropolit Juraj von Michalovce und Košice zum Ausdruck, der einen Großteil der Vorträge vor Ort mit verfolgte. Der Metropolit, der kurz nach Abschluss der Tagung seinen 46. Geburtstag feierte, ist bereits seit 2006 Mitglied der internationalen orthodox-katholischen Dialog-Kommission.
Große Wertschätzung zeigte auch der katholische Erzbischof von Olmütz, Josef Nuzík, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung zu einem Empfang einlud. Nuzík ist seit Januar 2025 Vorsitzender der tschechischen Bischofskonferenz.
Die nächste patristische Tagung ist für September 2027 in Cluj/Rumänien geplant, wo ein Patristisches Zentrum an der Universität besteht, an der es vier theologische Fakultäten gibt (orthodox, lateinisch, griechisch-katholisch und reformiert).