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Jordanien: Tagung beleuchtet gesellschaftspolitisches Engagement der Religionen

Vertreter von Christentum und Islam diskutierten in Amman über politische Partizipation aus Sicht der je eigenen Religionsgemeinschaft

POI 230627

Amman, 27.06.23 (poi) Die religiösen Führer haben die Aufgabe, die Mitglieder ihrer Gemeinschaften zum gesellschaftspolitischen Engagement zu ermutigen. Das war der Tenor einer interreligiösen Tagung am Wochenende in der jordanischen Hauptstadt Amman, die vom örtlichen Katholischen Zentrum für Studien und Medien (CCSM) in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt wurde. An der Konferenz nahm u.a. der apostolische Nuntius in Jordanien, Erzbischof Giovanni Pietro Dal Toso, teil.

Die Titel einiger Panels der Tagung: "Religion und politische Partizipation in Jordanien", "Politische Partizipation aus muslimischer Perspektive", "Politische Partizipation aus christlicher Sicht", "Die Rolle der Jugend im politischen Leben" oder "Die Rolle der Frau im politischen Leben".

Rifat Bader, Leiter des CCSM, sagte in seiner Eröffnungsrede, dass es sich seine Organisation zur Aufgabe gemacht habe, unter dem Dach des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kirchen und Religionen, aktiv zum Gedeihen der Gesellschaft beizutragen. Er vertiefte den Gedanken der Staatsbürgerschaft mit gleichen Rechten und Pflichten für alle Bürger ungeachtet ihrer religiösen Identität. Politische und religiöse Agenden müssten getrennt sein, zugleich brauche es zwischen Politik und Religion eine gute Zusammenarbeit zum Wohle der gesamten Gesellschaft, so Bader.

Edmund Ratka, Landesvertreter der Konard-Adenauer-Stiftung in Jordanien, zeigte sich in seinen Ausführungen besorgt über Tendenzen in Europa und weltweit, wonach der Populismus im politischen Bereich zunehme und zugleich das Vertrauen gegenüber dem politischen System schwinde. Er zeigte sich überzeugt, dass eine breite Partizipation der Bevölkerung an politischen Prozessen zu mehr Stabilität führe. Hier seien das Christentum und der Islam gleichermaßen gefordert.

Über die Konferenz berichtete die christliche Info-Plattform "abouna.org", die ihren Sitz in Amman hat und seit 2003 über das kirchliche Leben im Heiligen Land bzw. im gesamten Nahen Osten (und darüber hinaus) berichtet. Seit 2012 ist "abouna.org" Teil des Zentrums für Studien und Medien.

Jordanien gilt als Land, in dem bislang weitgehend eine positive Atmosphäre des Zusammenlebens von muslimischen und christlichen Bevölkerungsgruppen gegeben ist. Etwa 95 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner gehören dem sunnitischen Islam an, maximal drei Prozent dem Christentum. Rund die Hälfte der jordanischen Christinnen und Christen (ca. 100.000) sind griechisch-orthodox und gehört zum Orthodoxen Patriarchat von Jerusalem. Bis zu 65.000 Gläubige gehören der Römisch-katholischen Kirche (Lateinisches Patriarchat von Jerusalem) an, 20.000 sind griechisch-katholisch (Melkitische Kirche).

Nur wenige Gläubige zählen die Koptisch-orthodoxe, Syrisch-orthodoxe und Syrisch-katholische, Chaldäisch-katholische, Armenisch-apostolische und Armenisch-katholische Kirche sowie die Lutherische und Anglikanische Kirche im Land. Dazu kommen noch einige Freikirchen mit wenigen Hundert Mitgliedern.