Linz: Bischof Scheuer und PRO ORIENTE luden zu ökumenischem Empfang
Linzer PRO ORIENTE-Obmann Pühringer: "Ökumene macht jede Kirche für sich und alle Kirchen zusammen stärker" - Scheuer: Kirchen vor vielen gemeinsamen Herausforderungen – PRO ORIENTE-Präsident Koja: "Ökumene ist nicht 'out'"

Auch wenn es in der Ökumene derzeit keine großen Sprünge gibt, gilt es doch, beharrlich auf allen Ebenen weiterzugehen und im Bemühen und noch mehr Kircheneinheit nicht nachzulassen. Das war der Tenor des heurigen Ökumene-Empfangs des Linzer Bischofs Manfred Scheuer und der Linzer PRO ORIENTE-Sektion. Beim Empfang am Dienstagabend wurde in den Wortmeldungen und Gesprächen deutlich, dass es durchaus immer wieder kleine Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen zu verzeichnen gibt.
Bischof Scheuer und PRO ORIENTE-Obmann Josef Pühringer konnten zum Empfang im Linzer Bischofshaus zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen, Evangelischen, Rumänisch-, Serbisch- und Griechisch-orthodoxen Kirche begrüßen, weiters aus der Altkatholischen, der Methodistischen, der Neuapostolischen sowie der Ukrainisch-katholischen Kirche. Für die Stiftung PRO ORIENTE waren aus Wien Präsident Clemens Koja und Generalsekretär Bernd Mussinghoff nach Linz gekommen.
"Ökumene macht jede Kirche für sich und alle Kirchen zusammen stärker", zeigte sich Obmann Pühringer überzeugt. Die Ökumene in Oberösterreich sei eine Ökumene der kleinen Schritte, doch man sei in Bewegung und gehe vertrauensvoll immer stärker aufeinander zu. PRO ORIENTE wolle dabei durchaus auch eine Art "Tempomacher" sein, sagte Pühringer. Er erinnerte in seinem Grußwort an eine Aussage von Papst Franziskus, der dazu aufrief, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen, sondern sich zu öffnen und gemeinsam zu gehen, zu beten und zusammenzuarbeiten.
Auch Papst Leo habe sich bereits mehrmals ausdrücklich zur Ökumene bekannt. Erst vor wenigen Tagen habe er etwa einer Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, die sich zum Hochfest Peter und Paul im Vatikan aufhielt, seinen unbedingten Willen zur vollen Kircheneinheit bekundet.
Glaube braucht gemeinsame Basis
Bischof Scheuer benannte in seinem Grußwort einige Themen, die alle Kirchen gemeinsam betreffen. Das seien etwa das Verhältnis zum Staat, zu anderen Religionen oder auch, wie dem zunehmenden Antisemitismus begegnet werden könne. Er blickte auch zurück auf eine Reise Anfang des Jahres ins Heilige Land, bei der er Teil einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich war. Die Christinnen und Christen im Heiligen Land bräuchten so notwendig jegliche Solidarität und Unterstützung ihrer Glaubensgeschwister, unabhängig von jeder konfessionellen Zugehörigkeit, sagte der Bischof.
Scheuer nahm auch auf das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa Bezug, bei dem das christliche Glaubensbekenntnis verbindlich grundgelegt wurde. Ohne gemeinsamen Glauben gäbe es keine gemeinsame Basis für die Kirchen, so Scheuer.
Schließlich sprach der Bischof auch noch die Geschichte der Bauernkriege in Oberösterreich an, die vor 400 Jahren ihren Höhepunkt erreichten. Wenn diese geschichtlichen Ereignisse heuer verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit stehen, dann dürfe es eben gerade nicht nur um ein Erinnern gehen, sondern um eine Heilung der Erinnerung, mahnte der Bischof.
Aus der Geschichte lernen
Auch der evangelische Superintendent Gerold Lehner rief dazu auf, aus der Geschichte zu lernen. Gerade aus der Geschichte der Bauernkriege hätten die Katholische und Evangelische Kirche viele bittere Lektionen zu lernen, besonders dort, wo es darum ging, mit Gewalt eigene Interessen durchzusetzen.
Lehner würdigte weiters die gute Ökumene in Oberösterreich, nicht ohne auch darauf hinzuweisen, dass er in der Katholischen Kirche mitunter durchaus auch noch andere - weniger Ökumene-freundliche - Positionen orte.
Der Superintendent warnte mit Blick auf die Evangelische Kirche vor der Gefahr, sich zu sehr in Struktur- und Finanzdebatten zu verlieren und dabei die Nachfolge Jesu ein wenig aus den Augen zu verlieren. Das gelte freilich genauso für die Katholische Kirche.