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Militärethiker: Auch im Krieg sind völkerrechtliche und ethische Grundsätze zu beachten

PRO ORIENTE-Linz lud zur Information und Diskussion über den Ukraine-Krieg mit Militärdekan Gugerel

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Auch im Krieg sind völkerrechtliche und militärethische Grundsätze zu beachten. Das hat Militärdekan Stefan Gugerel von der österreichischen Militärdiözese am Mittwoch, 6. April, bei einem Vortrag in Linz eingemahnt, zu dem die Linzer Sektion von PRO ORIENTE geladen hatte. Gugerel analysierte vor rund hundert interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern im Festsaal der Elisabethinen Linz einige militärethische und ökumenische Implikationen des Ukraine-Krieges.

Er wies u.a. darauf hin, dass im derzeitigen Informationsfluss mitunter Differenzierungen zu kurz kämen. So müsse beispielsweise nicht nur die klassische Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten aufrechterhalten werden, sondern es müsse auch differenziert werden zwischen (unbeteiligten) Zivilisten und solchen Zivilpersonen, die an Kampfhandlungen teilnehmen. Auch bei Cyber-Attacken zwischen den Kriegsparteien und solchen, welche durch Zivilangehörige von Drittstaaten (Hacker-Gruppierungen) betrieben würden, sei in völkerrechtlicher Hinsicht der Status der diese Attacken Betreibenden zu klären. In der heutigen Zeit sei es ein militärisches und politisches Ziel aller beteiligten Konfliktparteien, die Dominanz über die Informationskanäle zu erlangen. Das mache es freilich für die Nachrichtenempfänger immer schwieriger, Informationen richtig einordnen zu können.

Im sich abzeichnenden Wettrüsten sah Gugerel letztlich keinen zielführenden Weg zum Frieden. Die finanziellen Mittel sollten vielmehr für eine präventive Vermeidung von Kriegen und die Stärkung der Vereinten Nationen als internationale Autorität verwendet werden. Militärdekan Gugerel ist Leiter des Instituts für Religion und Frieden beim Österreichischen Bundesheer sowie Lehrender an der Heeresunteroffiziersakademie in Enns und an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.

Diözesanbischof Manfred Scheuer betonte in seinem einleitenden Statement die Bedeutung der Kirche als Friedensbewegung, die sich immer wieder neu ihrer Verantwortung bewusst sein müsse. Ausgehend von der Friedensenzyklika "Pacem in terris" von Papst Johannes XXIII., die im Jahr 1963 angesichts eines drohenden Atomkrieges verfasst wurde, hob Scheuer die vier Grundpfeiler des Friedens hervor: Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe. Jeder Einzelne und jede Einzelne haben den Auftrag, anhand dieser vier Grundpfeiler am Aufbau des Friedens mitzuwirken, so der Diözesanbischof.

Der Vorsitzende der Linzer PRO ORIENTE-Sektion, Altlandeshauptmann Josef Pühringer, konnte bei der Veranstaltung neben Bischof Scheuer u.a. auch PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss und Generalsekretär Bernd Mussinghoff begrüßen.