Nahost-Jugendworkshops von PRO ORIENTE nehmen wieder Fahrt auf
26. September 2025

Beirut/Wien, 26.09.25 (poi) Die seit einigen Jahren laufenden ökumenischen Nahost-Jugendworkshops der Stiftung PRO ORIENTE nehmen wieder Fahrt auf. 13 engagierte junge Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchen im Libanon sind vor einigen Tagen in Beirut zu einem Workshop zusammengekommen. Dieser war der erste nach fast zwei Jahren Unterbrechung aufgrund der politischen Entwicklungen in der Region. Derzeit (noch bis zum morgigen Samstag) läuft in der nordirakischen Großstadt Erbil ein weiterer Workshop.
Der Workshop im Libanon, der wie das gesamte Projekt der Nahost-Jugendworkshops erneut in Kooperation mit der ökumenischen Gruppe "We choose abundant life" durchgeführt wurde, fand in der Sacred Hearts Schule in Boucherieh in Beirut statt. Die Teilnehmenden hatten bereits an einem der früheren Jugendworkshops teilgenommen. Thematischer Schwerpunkt im aktuellen Workshop waren die geopolitischen Veränderungen im Libanon und in der Region, insbesondere die Frage, welche Herausforderungen dadurch auch für die Christinnen und Christen vor Ort entstehen, vor allem für die jungen Menschen.
Den Hauptvortrag am Vormittag hielt der Politikwissenschaftler und Politikberater Ziad Al-Sayegh. Nach einer Einführung in die wichtigsten politischen Entwicklungen der letzten Jahre im Libanon und in der Region arbeitete Al-Sayegh mit den Jugendlichen anhand konkreter Abschnitte des Dokuments "We choose abundant life" weiter, die im Lichte der jüngsten Entwicklungen einer Relecture unterzogen wurden. Sein Vortrag zielte auf die Stärkung der jungen Menschen ab, besonders auf die Schärfung ihrer kritischen Analysefähigkeiten, und lenkte ihren Blick auf kleine positive Veränderungen. Ebenso machte er auf bereits vorhandene Solidaritätsbewegungen auf regionaler und globaler Ebene aufmerksam.
Der melkitische Theologe Fr. Gabriel Hachem und die PRO ORIENTE-Projektkoordinatorin Viola Raheb arbeiteten gemeinsam mit den jungen Menschen an der Frage, welche möglichen Strategien für junge Christinnen und Christen benötigt werden, um einander zu stärken und die Zukunft aktiv in die eigene Hand zu nehmen. "Es ging dabei insbesondere darum, wie ökumenische Zusammenarbeit und Gemeinschaft den jungen Leuten helfen können, ihren Weg zu finden und Handlungsoptionen zu entwickeln", so Raheb gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst. Zudem habe man einen Plan entwickelt, wie man miteinander im Austausch bleibt, um praktische Initiativen für die Zukunft zu entwickeln.
Am Workshop nahmen auch der maronitische Theologe Fr. Rouphael Zgheib und die Pädagogin Sr. Emilie Tannous teil, die die Vorbereitungen vor Ort übernommen hatten und den spirituellen Teil der Zusammenkunft gestalteten. Beide gehören wie Al-Sayegh und Fr. Hachem zur ökumenischen Gruppe von christlichen Expertinnen und Experten aus der Nahost-Region, die 2021 das Dokument "We choose abundant life" (Wir wählen das Leben in Fülle) veröffentlicht haben.
Tagung des Nahost-Kirchenrats
Vor dem Workshop nahm Viola Raheb an einer Tagung des Nahost-Kirchenrats (Middle East Council of Churches, MECC) teil, die unter dem Thema "Courage to continue the journey together" stand. Dort war sie am Panel "How partners look to the role of the Christian presence and witness versus the actual development of the political landscape in the region" beteiligt. In ihrem Beitrag betonte Raheb, dass viele Herausforderungen in den Kirchen und in der Ökumene im Osten wie im Westen die gleichen seien, ebenso wie Chancen und Perspektiven. In allen Kirchen und Regionen gelte es, jene prophetischen Stimmen zu stärken, die sich in Zeiten von Polarisierung, Krieg und Tod für Würde und Menschlichkeit einsetzen.
Wenn es im Nahen Osten keine Christinnen und Christen mehr gäbe, würde dies Auswirkungen auf das gesamte Christentum haben, so Raheb. Daher sei es für die internationalen Partner der Christinnen und Christen im Nahen Osten wichtig, den Menschen in der Nahost-Region zuzuhören, ihr Schicksal auch international sichtbar zu machen, und sie zu begleiten sowie zu unterstützen.