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Ökumenische Unterstützung für orthodoxe Christen in Jerusalem

Weltkirchenrat kritisiert drastische Beschränkung der Teilnehmerzahl an Liturgie des "Heiligen Feuers" am orthodoxen Karsamstag (15. April) durch die israelischen Behörden

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Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat sich den Protesten des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Jerusalem gegen polizeiliche Beschränkungen der Zahl der Teilnehmenden bei der Liturgie des "Heiligen Feuers" angeschlossen. Diese Osterzeremonie am orthodoxen Karsamstag (heuer 15. April) sei eine der wichtigsten für die orthodoxen und anderen östlichen Kirchen und für die Pilger aus aller Welt, hielt ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay in einer Erklärung fest. Die Christen im Heiligen Land sähen die Einschränkungen als unnötig an. Sie fühlten sich in ihrer Religionsfreiheit verletzt.

Pillay rief in Erinnerung, dass verschiedene Kirchenführer in Jerusalem in den vergangenen Jahren mehrmals gemeinsame Erklärungen verabschiedet hätten, "in denen sie auf die wachsende Bedrohung der christlichen Gemeinschaft im Heiligen Land durch radikale extremistische Elemente in der israelischen Gesellschaft hingewiesen haben". Der ÖRK rief die israelischen Behörden auf, die aktuellen schwerwiegenden Einschränkungen zu überdenken und von Maßnahmen abzusehen, die die Kontinuität christlicher Gottesdiensten und des Lebens der christlichen Gemeinschaften in der Stadt gefährden.

Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., hatte am Sonntagabend den freien und uneingeschränkten Zugang zu den Osterfeiern gefordert. Alle Gläubigen müssten "ihr natürliches, gottgegebenes Recht ausüben können, die Grabeskirche zu erreichen", erklärte der Patriarch. Auch die Franziskanerkustodie des Heiligen Landes und das Armenische Patriarchat von Jerusalem haben bereits ihre Besorgnis wegen der verhängten Beschränkungen durch die israelische Polizei zum Ausdruck gebracht.

Trotz vielfacher Bemühungen sei es heuer nicht möglich gewesen, mit den israelischen Behörden zu einer guten Einigung zu kommen, heißt es etwa in einer gemeinsamen Botschaft des Orthodoxen Patriarchats von Jerusalem, des Armenisch-apostolischen Patriarchats und der Franziskanerkustodie. Die Restriktionen der Behörden seien "beispiellos". Die Kirchen hielten aber trotzdem an ihren traditionellen Bräuchen fest und alle, die an der Zeremonie des "Heiligen Feuers" teilnehmen wollten, seien eingeladen.

Die Patriarchen und weiteren Oberhäupter der Kirchen im Heiligen Land haben in ihrer heurigen Osterbotschaft ebenfalls ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Die Übergriffe auf Kirchen und kirchliche Einrichtungen bzw. Christinnen und Christen seien in jüngster Zeit immer häufiger geworden. Dazu kämen nun Restriktionen bei den Osterfeierlichkeiten, wobei nicht nur die Liturgie des "Heiligen Feuers" betroffen sei. Zahlreichen Gläubigen werde so die Teilnahme verwehrt, kritisieren die Kirchenführer. Sie appellieren eindringlich an die Behörden, die konstruktive Zusammenarbeit mit den Kirchen wieder aufzunehmen.

Die Polizei hatte angekündigt, zur orthodoxen Liturgie des "Heiligen Feuers" am 15. April nur 1.800 Personen in die Grabeskirche sowie weitere 1.000 auf ein benachbartes Dach zu lassen. Im Vorjahr hatte Israels oberstes Gericht eine Höchstteilnehmerzahl von 4.000 in der Kirche festgelegt, nachdem Vertreter der Kirchen gegen eine polizeiliche Beschränkung auf 1.000 geklagt hatten.

Die mehr als 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag gilt als Höhepunkt der ostkirchlichen Feiern in Jerusalem. Nach orthodoxem Volksglauben entzündet sich auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle. Das Feuer wird anschließend an die Gläubigen weitergereicht. In den Jahren vor der Pandemie hatte die Polizei die Zahl der Teilnehmenden zu den Feiern wegen der beengten Verhältnisse sowie fehlender Notausgänge auf 10.000 Personen beschränkt.