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Patriarch Porfirije hofft auf baldiges Abkommen zwischen Montenegro und Serbischer Kirche

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Patriarch Porfirije, Oberhaupt der Serbisch-orthodoxen Kirche, hofft auf die baldige Unterzeichnung des Grundsatzabkommens zwischen der serbischen Kirche und der Republik Montenegro. Der Patriarch führte in den vergangenen Tagen entsprechende Gespräche mit führenden Politikerinnen und Politikern Montenegros, wie einerVerlautbarung auf der Website des serbischen Patriarchats zu entnehmen ist.

So traf sich Porfirije u.a. mit Montenegros Vizepräsidenten Dritan Abazovic, Kulturministerin Vesna Bratic und den Vorsitzenden der Sozialistischen Volkspartei und der Demokratischen Front.

Der Patriarch brachte dabei laut offizieller Meldung gegenüber allen Gesprächspartnern die "einzig mögliche Position" der Serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro zum Ausdruck, wonach man sich in keiner Weise in die Parteipolitik einmischen wolle und werde. Das Handeln der Kirche gelte ausschließlich dem Wohl der Bürgerinnen und Bürger Montenegros. Und er hoffe sehr, so Patriarch Porfirije, dass die verschobene Unterzeichnung des Grundsatzabkommens bald nachgeholt werden könne.

Der Hintergrund: Ende Mai 2021 war es in Belgrad zu einem diplomatischen Eklat gekommen, als der montenegrinische Regierungschef Zdravko Krivokapic bei einem Treffen mit Patriarch Porfirije und weiteren Bischöfen mitteilte, das fertige Abkommen doch nicht zu unterzeichnen.

Patriarch Porfirije hatte sich deshalb zuletzt mehrmals besorgt über die Position der Serbisch-orthodoxen Kirche und ihrer Gläubigen in Montenegro gezeigt. Die Serbisch-orthodoxe Kirche sei die einzige Religionsgemeinschaft, deren Rechtszustand in Montenegro bislang nicht vertraglich geregelt worden sei, bemängelte der Patriarch. Die Kirche und ihre Gläubigen würden aber nicht aufgeben, ihre Rechte und ihre Heiligtümer in Montenegro zu verteidigen.

Komplexer Konflikt

In Montenegro gibt es zwei orthodoxe Kirchen: Die Serbisch-orthodoxe Kirche und zum anderen die kleine Montenegrinisch-orthodoxe Kirche, die sich selbst als unabhängig ansieht, von der Weltorthodoxie aber nicht anerkannt ist. Der historische Hintergrund des Konflikts ist komplex, die überwiegende Mehrheit der Gläubigen und Geistlichen hält jedenfalls der Serbisch-orthodoxen Kirche die Treue. Von der Politik wurde in den vergangenen Jahren aber die kleine unabhängige Kirche favorisiert, wodurch die Serbisch-orthodoxe Kirche politisch unter Druck geraten war.

Der frühere montenegrinische Präsident Milo Djukanovic wollte ein Religionsgesetz durchbringen, das die Serbisch-orthodoxe Kirche befürchten ließ, viele Gotteshäuser und Klöster an die konkurrierende Kirche zu verlieren. Das geplante Gesetz führte in der Folge zu heftigen öffentlichen Auseinandersetzungen. Der frühere serbisch-orthodoxe Metropolit von Montenegro, Amfilohije (Radovic), der am 30. Oktober 2020 verstorben ist, hatte stets an der Spitze des serbisch-orthodoxen Widerstands gegen das Gesetz bzw. die frühere Regierungspolitik gestanden.

Bei der Wahl im August 2020 unterlag Djukanovic mit seiner pro-westlichen Partei DPS knapp. Das neue (eher pro-serbische) Regierungsbündnis entschärfte das Gesetz, das letztendlich im Jänner 2021 in Kraft trat, entscheidend. Insofern waren Beobachter davon ausgegangen, dass sich das Verhältnis zwischen der (neuen) montenegrinischen Regierung und der Serbisch-orthodoxen Kirche wieder gebessert habe und sich dies auch im Grundsatzabkommen ausdrücken werde.

Neue Spannungen in den nach wie vor komplexen Beziehungen entstanden dann aber Anfang September rund um die Inthronisation von Joanikije (Micovic) zum neuen serbisch-orthodoxen Metropoliten von Montenegro. Vor der Feier im Kloster Cetinje, dem Sitz des Metropoliten, war es in und rund um Cetinje zu Straßensperren und anhaltenden gewalttätigen Protesten gekommen. Patriarch Porfirije hatte angesichts der Ausschreitungen aber deutlich zu Versöhnung aufgerufen.

Die montenegrinische Regierung hatte einen anderen Kandidaten als Nachfolger von Amfilohije bevorzugt. Das war laut einigen Beobachtern auch der Grund, weshalb Regierungschef Krivokapic schon im Mai die Unterzeichnung des Grundsatzabkommens hatte platzen lassen.

Zeichen stehen auf Entspannung

Nun scheinen die Zeichen aber wieder etwas mehr in Richtung Entspannung zu stehen. Zwar wurde – wie von manchen optimistischen Beobachtern erwartet - auch am 30. Oktober, dem Todestag des früheren Metropoliten Amfilohije, das Abkommen nicht unterzeichnet, aber zumindest wurde noch im November ein langer Rechtsstreit um das Kloster Cetinje beendet. Der Besitz wurde ordnungsgemäß auf den Namen der Serbischen Orthodoxen Kirche registriert.

Die offizielle Registrierung des Klosters als zur montenegrinischen Metropolie der Serbischen Orthodoxen Kirche gehörig hatte sich über viele Jahre hinweg verzögert. Noch Mitte September gab es Überlegungen der montenegrinischen Regierung von Premier Krivokapic, das aus dem 18. Jahrhundert stammende Kloster als Staatseigentum registrieren zu lassen. Dazu kamen Forderungen der Anhänger der Montenegrinisch-orthodoxen Kirche, das Kloster in deren Besitz zu übergeben. Das Kloster war bis zur nunmehrigen Entscheidung des Rechtsstreits als Vermögen der Gemeinde Cetinje geführt worden.