Römische Nizäa-Tagung mit vielen Impulsen für ökumenische Weiterarbeit
PRO ORIENTE-Präsident Koja und die Verantwortlichen der jüngsten Tagung am römischen Angelicum ziehen positives Resümee und sehen zugleich viele weitere Aufgaben, die sich aus den Erkenntnissen der Tagung für die Ökumene ergeben

Ein positives Resümee der jüngsten internationalen ökumenischen Nizäa-Tagung an der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) hat PRO ORIENTE-Präsident Clemens Koja gezogen. Die mehrtägige Tagung, die am Wochenende endete, stand unter dem Generalthema "Nizäa und die Kirche für das dritte Jahrtausend". "Bei vielen der behandelten Themen zeigte sich eine beeindruckende Konvergenz zwischen den Beiträgen aus den verschiedenen orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und katholischen Kirchen, teilweise auch aus den anderen 'westlichen' Schwesterkirchen", sagte Koja gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst.
Das Konzil von Nizäa sei in der Tagung für viele der im ökumenischen Dialog anstehenden Fragen als ein zentraler Bezugspunkt und als wichtige Basis für weitere Arbeiten und Dialoge herausgestellt worden. PRO ORIENTE werde sich bei der Bearbeitung dieser Fragen, basierend auf den Erkenntnissen der Tagung, auch weiterhin engagieren und in die Diskussion einbringen, so Koja.
Veranstalter der Konferenz waren das Ökumene-Institut der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) und die Internationale orthodoxe theologische Vereinigung IOTA. Das Symposion steht unter der Schirmherrschaft des vatikanischen Ökumene-Dikasteriums. Die Stiftung PRO ORIENTE verantwortete zwei Panels, Präsident Koja und Generalsekretär Bernd Mussinghoff nahmen durchgehend an der Tagung teil. Zahlreiche mit der Stiftung verbundene Expertinnen und Experten traten als Referentinnen und Referenten auf.
Ein PRO ORIENTE-Panel war der Bedeutung der gemeinsamen Feier von Ostern für die Einheit der Christen gewidmet. Der Wiener Byzantinist Christian Gastgeber demonstrierte in seinen Ausführungen, wie bereits ab dem 13. Jahrhundert die Gelehrten in Konstantinopel sich des Umstands bewusst waren, dass der Julianische Kalender reformbedürftig war.
Unter Verweis auf die Erkenntnisse im Zuge der damaligen Diskussionen im orthodoxen Bereich, sowie auf die Ansprache von Papst Leo XIV. an die Teilnehmenden der Konferenz am vergangenen Samstag äußerte Gastgeber die Hoffnung, dass eine Einigung auf ein gemeinsames Osterdatum aller christlichen Kirchen gefunden werden könne.
Eine Kalenderreform solle nicht als etwas angesehen werden, so Gastgeber, das mit einer bestimmten Kirche oder kirchlichen Tradition verbunden ist, sondern auch in der eigenen Tradition der orthodoxen Kirche von Konstantinopel bereits lange vor der gregorianischen Kalenderreform angelegt gewesen und beinahe durchgeführt worden sei.
Syrische Kirche fand Kalenderlösung
Der Salzburger syrisch-orthodoxe Theologe Aho Shemunkasho zeigte u.a. auf, wie in ein und derselben Kirche - der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien - zu bestimmten Zeiten drei verschiedene Kalender-Regelungen gleichzeitig nebeneinander bestanden: der Julianische Kalender, der Gregorianische Kalender sowie eine Kombination von beiden. Schließlich habe man sich auf ein gemeinsames System einigen können.
Kalendarische "Oster-Paradoxien"
Der in Oslo forschende orthodoxe Theologe Aleksandr Andreev zeigte in seinem Beitrag u.a. "Oster-Paradoxien" auf, zu denen es in bestimmten Jahren in der Zukunft kommen werde, wenn sowohl der Gregorianische als auch der Julianische Kalender zu Osterdaten führen, die nicht mit dem astronomisch korrekten Datum übereinstimmen. In anderen Fällen wiederum werde das gregorianische Osterdatum mit dem astronomischen zusammenfallen, oder auch das julianische gemeinsam mit dem gregorianischen. Aber auch jenen Fall, dass das julianische Osterdatum mit dem astronomischen zusammenfällt, während das gregorianische Datum zu früh ist, werde es geben.
Damit wolle er aufzeigen, so Andreev, dass keiner der beiden Kalender vollständig korrekt sei, zugleich aber auch keiner völlig falsch. Wenn von allen Kirchen die Bereitschaft zur Feier von Ostern am astronomisch korrekten Datum da sei, werde es daher auch keine "Sieger" oder "Verlierer" geben, da alle zustimmen müssten, einer anderen Berechnungsweise zu folgen als der bisher angewandten.
Das Panel fand am vergangenen Samstag, dem Schlusstag der Konferenz statt, nachdem Papst Leo XIV. am Vormittag die Teilnehmenden im Vatikan empfangen hatte. Zu den weiteren Vortragenden am Schlusstag der Konferenz gehörten u.a. der Metropolit von Chalzedon des Ökumenischen Patriarchats, Emmanuel (Adamakis), Kardinal Claudio Gugerotti (Präfekt des Dikasteriums für die Orientalischen Kirchen) und viele weitere Expertinnen und Experten.