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Syrien: Erfolgreicher Wiederaufbau des Klosters Mar Elian

Das antike Kloster wurde 2015 von IS-Terroristen zerstört, nun baut es der Ordensmann P. Jaques Mourad wieder auf

POI 221014

Damaskus, 14.10.22 (poi) Anfang des Jahres hat der syrische Ordenspriester Pater Jacques Mourad angekündigt, das vom IS zerstörte Kloster Mar Elian (Heiliger Elias) in Karjatain bei Homs wieder aufzubauen und es wieder zu einem Ort des Gebets und des Friedens zu machen. Dieses Vorhaben ist bereits weit gediehen, wie einem Bericht des vatikanischen "Fides"-Nachrichtendienstes zu entnehmen ist. Der Wiederaufbau trägt dabei auch zu guten Beziehungen zwischen den christlichen Konfessionen vor Ort sowie zur muslimischen Bevölkerung bei.

Das antike Kloster Mar Elian war 2015 von IS-Terroristen verwüstet bzw. zerstört worden, 2016 eroberte die syrische Armee die Region um das Kloster zurück. Er hoffe sehr, so P. Mourad gegenüber "Fides", dass Mar Elian trotz aller widriger Umstände bald wieder aufblühen wird. Die Arbeiten zur Restaurierung des Klosters hätten im März mit dem Bau einer Mauer um den archäologischen Bereich begonnen, zu dem vor dem Krieg auch die alte Krypta und die Grabstätte des Heiligen Elias gehörten. Die Arbeiten wurden dann fortgesetzt, "indem in den Ruinen, die noch rund um das Kloster verstreut lagen, alte Steine gesucht und gesammelt wurden, die für den Wiederaufbau verwendet werden konnten", so der Ordensmann. Es folgten "der Wiederaufbau der Krypta und die Restaurierung des Grabes von Mar Elian mit der Bergung der gefundenen antiken Fragmente".

Man habe sich gewünscht, so P. Mourad, "das Fest des heiligen Elias im Kloster zu feiern und die Reliquien des Heiligen zurückzubringen". Die IS-Terroristen hatten das Grab von Mar Elian geschändet und die Gebeine verstreut. Die Reliquien des Heiligen konnten jedoch gesammelt und im April 2016 nach Homs überführt werden. "Diese Reliquien", so P. Mourad, "sind für alle Menschen in Karjatain von großem Wert: für diejenigen, die noch dort leben, aber auch für diejenigen in den Flüchtlingslagern und für diejenigen, die das Land verlassen haben, um eine bessere Zukunft für ihre Kinder zu finden".

Die von den Dschihadisten in Brand gesteckte Kirche wurde ebenfalls wiederhergestellt und mit einem neuen Altar versehen. Im Rahmen der Restaurierung sei aber der Ruß an den Wänden absichtlich nicht vollständig entfernt worden, um an die dramatische Geschichte zu erinnern, erläuterte der Ordensmann. Auch junge muslimische Helfer hätten ihr Bestes gegeben, um die letzten Vorbereitungen gemeinsam durchzuführen, berichtete P. Mourad.

Am 9. September, dem Festtag des heiligen Elias, kamen dann tatsächlich mehr als 350 Personen mit Bussen aus Damaskus, Nabek, Homs, Sadad und Maskane sowie viele syrisch-katholische Priester aus ganz Syrien. An der Einweihungszeremonie unter dem Vorsitz des syrisch-katholischen Erzbischofs von Damaskus, Youhanna Jihad Battah, nahm als besonderer Gast auch der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Homs, Mor Timotheos Matta al-Khoury, teil. Die beiden Bischöfe weihten die wieder aufgebaute Krypta und die restaurierte Kirche. So wurde die Einweihungszeremonie laut P. Mourad zu einer "eindrucksvollen Gelegenheit, die Gemeinschaft zwischen den beiden Schwesterkirchen zu bezeugen", die in der Vergangenheit 200 Jahre lang Konflikte um den Besitz des Klosters ausgetragen hatten.

Der ergreifendste Moment der Feier war für P. Mourad allerdings, als die Reliquien von Mar Elian an der Tür des Klosters ankamen und von dort von einem Christen und einem Muslim hereingetragen und vor den Altar gestellt wurden. Viele muslimische Freunde und Unterstützer des Klosters seien bei der eucharistischen Liturgie anwesend gewesen, um ein Zeichen der brüderlichen Verbundenheit zu setzen. Mourad: "Nach dem langen Leidensweg, den das syrische Volk hinter sich hat, konnte man sich kaum vorstellen, dass man wieder die Freude einer solchen Begegnung erleben durfte. Es gibt uns sicherlich eine Kraft, die unsere menschlichen Grenzen übersteigt".

Am Tag der Einweihungszeremonie besuchten Mourad, die Bischöfe und die anderen Teilnehmer der Feier auch die anderen Kirchen in Karjatain, die noch immer Spuren des Krieges aufweisen. Mourad: "Wir haben auch für all die Christen gebetet, die diese Kirchen zuvor mit ihren Gebeten und Liedern gefüllt und Gott die Ehre gegeben haben. Wir haben den Herrn angefleht, dass diese Kirchen wieder zum Leben erwachen, erfüllt von den Gebeten der Christen, die den Herrn lieben".

In den Jahren vor dem Syrienkrieg war das antike Kloster Mar Elian aus dem 5. Jahrhundert der Klostergemeinschaft von Deir Mar Musa angegliedert worden und hatte eine Zeit der Wiedergeburt erlebt. Die mehrheitlich muslimische Ortsbevölkerung in der Stadt Karjatain an der Strecke zwischen Damaskus und Palmyra stand dem Projekt unter der Leitung von P. Mourad, dem damaligen Prior, positiv gegenüber. Im Frühjahr 2015 wurde Mourad zusammen mit einem Mitarbeiter von Dschihadisten entführt. Wenige Wochen später übernahmen IS-Milizen die Kontrolle über das Gebiet. Mourad selbst kam im Oktober 2015 frei.