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Türkei: Heuer wohl kein orthodoxes Marienfest im Kloster Sumela

Patriarchat von Konstantinopel teilt mit, dass Behörden keine Genehmigung für Gottesdienst am 15. August erteilten

POI 230724

Istanbul, 24.07.23 (poi) Nach derzeitigem Stand wird es heuer am 15. August keine traditionelle orthodoxe Marienandacht im Kloster Sumela im Nordosten der Türkei geben. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel veröffentlichte dieser Tage eine Erklärung, wonach die türkischen Behörden den Gottesdienst nicht genehmigt hätten. Eine Begründung für die abschlägige Entscheidung war der Mitteilung auf der Website des Patriarchats nicht zu entnehmen.

Der Gottesdienst am 15. August führt gewöhnlich jedes Jahr tausende orthodoxe Gläubige aus der Türkei und vielen anderen Ländern zu dem berühmten, in eine Felswand gehauenen Marienkloster. 2010 hatten die türkischen Behörden dem Patriarchen erstmals erlaubt, am 15. August die Liturgie in Sumela zu feiern. Bei dem Gottesdienst sagte der Ökumenische Patriarch vor tausenden Gläubigen damals wörtlich: "Nach 88 Jahren weint die Jungfrau Maria nicht mehr." 88 Jahre zuvor, am 15. August 1922, war das Marienfest in Sumela zuletzt feierlich begangen worden.

Mehrere Jahre lang konnte Bartholomaios I. in Sumela dann jeweils das Marienfest feiern. 2015 wurde das Kloster aber wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen und die Marienfeiern entfielen. Erst 2020 konnte die Feier in kleinstem Rahmen wieder stattfinden. Allerdings stand dieser nicht der Patriarch, sondern der Metropolit von Gelibolu, Stefanos Dinidis, vor. 2021 konnte Patriarch Bartholomaios dann wieder in gewohnter Weise in Sumela die Liturgie zum Hochfest der Entschlafung Mariens feiern.

Wallfahrtsort am Schwarzen Meer

Das Kloster Sumela wurde im Jahr 386 gegründet und war viele Jahrhunderte hindurch der bedeutendste Wallfahrtsort am Schwarzen Meer, vor allem wegen der hier verehrten Marienikone, die dem Evangelisten Lukas zugeschrieben wird. Nach dem Ende der kurzlebigen Pontischen Republik mussten 1923 alle griechischen und armenischen Christen des Pontus das Land verlassen, auch die Mönche von Sumela. Jahrzehnte hindurch war das Kloster eine Ruine, bis es 1972 von der Regierung in Ankara zum Nationaldenkmal erklärt wurde. Seit Mai 2022 ist das Sumela-Kloster - nach der Schließung aufgrund von Restaurierungsarbeiten im Jahr 2015 - wieder zur Gänze für Besucher geöffnet.

Die ältesten erhaltenen Gebäude des Klosters in dem romantischen Gebirgstal stammen aus der Zeit der Komnenen, die ab 1204 als Kaiser von Trapezunt herrschten. Mehrere Kaiserkrönungen fanden in Sumela statt. Auch nach der Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1461 blieb das Kloster ein spirituelles und kulturelles christliches Zentrum, das auch von den Sultanen durch große Schenkungen gefördert wurde. Im 19. Jahrhundert erfolgte noch einmal ein großer Ausbau des Klosters, das sowohl christliche als auch muslimische Pilgerinnen und Pilger aus dem ganzen kleinasiatischen Raum, aber auch aus Russland und Kaukasien anzog.