Wien: Armenischer Bischof empfängt Studierende aus Salzburg
Ökumenische Begegnung in der "Araratwoche" - Bischof Petrosyan: Begegnungen fördern das Verständnis zwischen Kirchen und Kulturen und bauen Brücken des Dialogs

Der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan hat am Sonntag eine Gruppe Studierender der Universität Salzburg empfangen. Die ökumenische Begegnung im armenischen Gemeindezentrum in Wien fand am Feiertag der heiligen Hripsime statt und war der Höhepunkt einer zweitägigen Studienreise, die von der Salzburger Armenien-Expertin Jasmine Dum-Tragut geleitet wurde. Hripsime ist eine der bedeutendsten Heiligen der armenischen Kirche. Sie ist auch Schutzpatronin der armenischen Gemeinde in Wien.
Petrosyan erläuterte der Salzburger Gruppe die Geschichte der armenischen Gemeinde in Österreich und sprach über aktuelle Herausforderungen für die armenische Kirche sowie die Bedeutung von Spiritualität und gelebtem Glauben im Alltag. Die Begegnung fiel in die Zeit der sogenannten "Araratwoche". In dieser Zeitspanne feiert die Armenische Apostolische Kirche eine Reihe von Gedenktagen, die an die christlichen Wurzeln des Landes, Gründungsfeste und Gründerfiguren erinnern.
Der armenische Bischof ist auch Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). In dieser Funktion unterstrich Petrosyan den Wert des ökumenischen Zusammentreffens und sagte: "Solche interkulturellen und interreligiösen Treffen sind von großer Bedeutung: Sie ermöglichen jungen Menschen, die spirituelle Tiefe und das Gemeindeleben der armenischen Diaspora kennenzulernen, fördern das Verständnis zwischen Kirchen und Kulturen und bauen Brücken des Dialogs - nicht nur zwischen Salzburg und Wien, sondern weit darüber hinaus."
Jasmin Dum-Tragut bekräftigte diese Sichtweise, sei doch die genaue Kenntnis des Dialogpartners die Basis eines fruchtbringenden ökumenischen Dialogs: "Die Vermittlung armenischer Kirchengeschichte und jahrhundertealter christlicher Kultur an Studierende der Universität Salzburg ist allein schon bedeutend, aber die persönliche Begegnung mit dem armenischen Christentum vor Ort, in Wien, ist eine ungleich wertvollere Erfahrung. Denn Kultur muss man erleben, um sie wirklich zu verstehen", betonte die Armenologin.
In Österreich leben bis zu 7.000 armenische Christinnen und Christen, davon ca. 3.000 in Wien. Kleine armenische Gemeinden gibt es neben Wien auch noch in Linz, Graz, Bregenz, Klagenfurt und Salzburg.
In Wien besuchte die Salzburger Gruppe auch das armenisch-katholische Mechitaristenkloster. Es gilt als bedeutendes Zentrum armenischer Kultur und beherbergt u.a. historische Artefakte wie Teppiche, wertvolle Handschriften und eine umfangreiche Zeitschriftensammlung. Die Mechitaristen-Patres führten die Studierenden durch das Kloster und die zum Kloster gehörende Kirche Maria Schutz. Kloster und Kirche sind das geistliche Zentrum der katholischen Armenier Wiens.
Der armenisch-katholische Mechitaristenorden, der 1701 von Mechitar von Sebaste in Konstantinopel gegründet wurde, hat sich um die Bewahrung und Weiterentwicklung der armenischen Kultur große Verdienste erworben. Seit 1811 sind die Mechitaristen in Wien. Die Wiener Niederlassung gilt als bedeutendes Zentrum armenischer Kultur in Mitteleuropa. Nach eigenen Schätzungen zählt die armenisch-katholische Gemeinde in Österreich bis zu 500 Mitglieder.
Jasmine Dum-Tragut ist neben ihrer Tätigkeit als Leiterin des "Zentrums zur Erforschung des Christlichen Ostens" (ZECO) an der Universität Salzburg u.a. auch in verschiedenen Funktionen für die Armenisch-apostolische Kirche tätig. Sie engagiert sich auch bei der Stiftung PRO ORIENTE, u.a. als Konsultorin und als Mitglied im Arbeitsausschuss der Salzburger Sektion.