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Wien: Erfolgreicher PRO ORIENTE-Summer Course 2022

Leiterin Prof. Riedl zieht positive Bilanz der wissenschaftlichen ökumenischen Tagung im Kardinal-König-Haus, die junge Forschende und etablierte Theologinnen und Theologen zusammenbrachte

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Ein positives Resümee des diesjährigen PRO ORIENTE-Summer Course hat die Ostkirchen- und Ökumene-Expertin Prof. Andrea Riedl gezogen. 18 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie ausgewiesene Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Ländern und Konfessionen tagten vergangene Woche im Wiener Kardinal-König-Haus zum Generalthema "Liturgie und Ökumene". Den "Summer Course" gibt es seit 2015. Er wird von Prof. Riedl geleitet, die u.a. auch Vorstandsmitglied der Stiftung PRO ORIENTE ist.

Der Summer Course sei das wichtigste Format von PRO ORIENTE, um mit der kommenden Generation ökumenisch Interessierter und Engagierter in Kontakt zu treten, "sie zu hören und sich mit ihnen auszutauschen, ihre Themen wahrzunehmen und ihre Anliegen weiterzugeben", so Riedl gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst. Netzwerke, Kontakte und Austausch seien die Grundbausteine nicht nur des akademischen, sondern auch ökumenischen Arbeitens, unterstrich sie. Beidem versuche PRO ORIENTE durch dieses Format gerecht zu werden.

Durch den jährlichen Turnus sei zum einen die Kontinuität der Kontakte gewährleistet, zum anderen sei damit die Möglichkeit gegeben, "auf aktuell brennende Themen der ökumenischen Welt zu reagieren", letzteres durch die Einladung entsprechender Expertinnen und Experten. Heuer sei dies etwa mit Prof. Daniel Galadza gelungen, der mit Blick auf die kirchliche Situation in der Ukraine in seinem Workshop das komplizierte Gefüge liturgischer Kommemoration innerhalb der orthodoxen Kirchen erhellen und zum Verständnis der komplexen kirchlichen Situation in dem kriegsgebeutelten Land beitragen konnte. Galadza lehrt am römischen Pontifico Istituto Orientale (PIO).

Das Verhältnis von "Liturgie und Gesang" wurde von der Wiener evangelischen Theologin und Pfarrerin Dr. Dorothea Haspelmath-Finatti aufbereitet, das Thema "Liturgie und Schöpfung/Schöpfungsverantwortung" wurde von der an der Yale University lehrenden deutschen Liturgiewissenschaftlerin Prof. Teresa Berger auf seine ökumenischen Implikationen hin befragt. Dabei, so Riedl, "wurde nicht nur theoretisch gearbeitet, sondern auch durch praktische Beispiele erkundet und erprobt".

Mit Prof. Berger seien auch Annäherungsweisen an Themen erprobt worden, die dem amerikanischen akademischen Raum geläufiger seien als dem europäischen. Die Gruppe erprobte die Methode "Practice of mindfulness (to linger, to listen, appreciate)": achtsam und aufmerksam die Umgebung, d.h. die Schöpfung und ihre Kreaturen wahrnehmen, hinhören und wertschätzen, wovon man umgeben ist.

Den Eröffnungsvortrag des Summer Course hatte der Grazer Liturgie- und Ökumene-Experte Prof. Basilius Groen gehalten. Neben Prof. Galadza leiteten der Linzer Liturgiewissenschaftler Prof. Predrag Bukovec und die Wiener Religionswissenschaftlerin Dr. Anna Hager weitere Workshops.

Forschungsprojekte und liturgische Traditionen

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Summer Course, der auch heuer wieder gepflegt wurde: Einige Studierende konnten ihre laufenden Forschungsprojekte in einer Art "Mini-Symposium" präsentieren. Dies ermögliche konstruktives Feedback und hilfreiche Vernetzung, so Riedl. Bei einem Kamingespräch, das aufgrund des guten Wetters im Freien stattfand, konnten die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zudem auf sehr persönliche Weise mit den Professorinnen und Professoren deren und ihre eigenen Erfahrungen im Wissenschaftsbetrieb reflektieren und auch Zukunftsperspektiven ausloten.

Der Summer Course diente auch dem Kennenlernen verschiedener kirchlicher und liturgischer Traditionen. So lud Fr. Joshy Vettikattil, der Teilnehmer beim Summer Course war, seine Kolleginnen und Kollegen zum Morgengebet in die Malankara Syrisch-Orthodoxe Kirche in Wien ein. Prof. Riedl verwies in diesem Zusammenhang auf die Bemerkung eines Teilnehmers, wonach eine kirchliche Tradition nur so lange fremd sei, bis man jemanden kennenlerne, der in dieser Tradition zu Hause sei.

Die 18 Teilnehmenden und sechs Vortragenden des Summer Course 2022 gehörten 14 verschiedenen Kirchen aus den unterschiedlichsten Kirchenfamilien an. So waren reformierte und lutherische Teilnehmende ebenso vertreten wie römisch-, eritreisch-, syro-malabarisch- und griechisch-katholische Teilnehmende, aber auch griechisch-, rumänisch-, russisch- und serbisch-orthodoxe, sowie aus der Familie der orientalisch-orthodoxen Kirchen armenisch-apostolische und syrisch- sowie malankara-orthodoxe. Die Teilnehmenden stammten aus zwölf verschiedenen Ländern. "Die große Vielfalt der Traditionen und Hintergründe, und der Prozess, wie im Laufe des Kurses mit viel Offenheit für- und Interesse aneinander daraus eine Gemeinschaft wurde, zählten zu den in der Abschlussreflexion am häufigsten genannten Highlights", so Riedl.

Gefördert wurde der PRO ORIENTE Summer Course von der Stadt Wien und den Ordensgemeinschaften Österreich, wofür sich Prof. Riedl dankbar zeigte: "Ohne diese wertvolle Unterstützung wären die zahlreichen Begegnungen und Horizonterweiterungen, die in den vergangenen Tagen stattgefunden haben, nicht möglich gewesen."

Während der Tagung wurden zudem Filmaufnahmen gemacht und Interviews geführt, aus denen ein Kurzfilm entstanden ist. Dieser ist abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=-fm5l_JS_iI