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Wien: Hochkarätige ökumenische PRO ORIENTE-Tagung

PRO ORIENTE-Kommission für den Dialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen unternimmt von 16. bis 19. Mai Bestandsaufnahme der Rezeption bisher erzielter ökumenischer Übereinkünfte in den einzelnen Kirchen

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In Wien tagt von 16. bis 19. Mai eine hochkarätige ökumenische Kommission. Die PRO ORIENTE-Kommission für ökumenische Begegnung zwischen der katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen (Commission for Ecumenical Encounter between the Catholic Church and the Oriental Orthodox Churches, CEE) kommt zu ihrer zweiten Plenartagung zusammen. Vertreter der katholischen Kirche und der orientalisch-orthodoxen Kirchen werden dabei über die Rezeption der Ergebnisse des offiziellen Dialogs zwischen ihren Kirchen beraten.

Wissenschaftlicher Leiter der Kommission ist der Grazer Ostkirchen- und Ökumene-Experte Prof. Pablo Argarate. Wie er betont, gibt es bereits zahlreiche wegweisende ökumenische Erklärungen und Dokumente, die jedoch in den einzelnen Kirchen nur wenig rezipiert würden. "Das ist ein grundsätzliches Problem in der Ökumene", so Prof. Argarate. Insofern mache es derzeit auch wenig Sinn, neue Papiere zu produzieren, solange die vorhanden nicht umgesetzt würden. Diesem Anliegen der Rezeption und Umsetzung dient die nunmehrige Tagung in Wien, wo eine diesbezügliche Bestandsaufnahme vorgenommen werden soll.

Die CEE-Kommission von PRO ORIENTE wurde im November 2015 begründet, um dem inoffiziellen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen neuen Auftrieb zu geben. Dieser Dialog bildete ab 1970/71 einen Hauptakzent der Arbeit von PRO ORIENTE. Bei CEE geht es darum, den erst Anfang der 2.000er-Jahre aufgenommenen offiziellen zwischenkirchlichen Dialog zu begleiten und zu unterstützen. Die Arbeit der Kommission soll dazu beitragen, jenseits der konfessioneller Grenzen den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen zu stärken und Elemente bereits bestehender Einheit zwischen ihnen verstärkt sichtbar zu machen. Wichtig ist den Mitgliedern die Einbindung der jüngeren Generation von Theologinnen und Theologen aus den beteiligten Kirchen.

Die Kommission setzt sich zusammen aus Vertretern der Orientalisch-orthodoxen Kirchen, wobei die Eritreisch-orthodoxe Kirche derzeit aus politischen Gründen an den Gesprächen nicht teilnehmen kann, sowie Fachexperten aus dem PRO ORIENTE-Netzwerk. Der Päpstliche Einheitsrat ist mit einem Beobachter vertreten.

In Wien werden u.a. der syrisch-orthodoxe Metropolit der Niederlande, Mor Polycarpos Aydin und der koptisch-orthodoxe Bischof von Nord-Shoubra nahe Kairo, Anba Angelos, erwartet. Der armenisch-apostolische Bischof von Damaskus, Armash Nalbandian wird online an der in hybridem Format durchgeführten Konferenz teilnehmen. Hinzu kommt ein Vertreter der malankarischen orthodox-syrischen Kirche in Indien sowie Expertinnen und Experten aus allen beteiligten Kirchen, darunter der international hoch angesehene in Jerusalem lebende Ökumene-Experte P. Frans Bouwen von den Weißen Vätern. Aus Österreich sind u.a. der Salzburger Ostkirchenexperte und Vorsitzende der Salzburger PRO ORIENTE-Sektion, Prof. Dietmar Winkler, und der syrisch-orthodoxe Theologe Aho Shemunkasho mit dabei. PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss wird am Dienstagvormittag die offizielle Begrüßung vornehmen.

Annäherung an orientalisch-orthodoxe Kirchen

Für PRO ORIENTE ist die Fortführung des inoffiziellen Dialogs mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen von großer Bedeutung. Bereits am Anfang der Tätigkeit der von Kardinal Franz König begründeten Stiftung spielte dieser Dialog eine wichtige Rolle. Insbesondere die fünf "Wiener Konsultationen" (1971, 1973, 1976, 1978, 1988) führten zu einer Annäherung zwischen katholischer Kirche und orientalisch-orthodoxer Kirchenfamilie mit Auswirkungen auf Weltebene. Eine besondere Rolle kam der bei der Konsultation von 1971 entwickelten "Wiener Christologischen Formel" zu, die vielen gemeinsamen Erklärungen von Päpsten und Patriarchen als Basis diente. Durch die Überwindung von terminologischen und kulturell-politisch bedingten Missverständnissen konnte der Versöhnung zwischen römisch-katholischer Kirche und orientalisch-orthodoxen Kirchen ein Weg gebahnt werden.

Studienseminare und Regionalsymposien (u.a. im Wadi Natrun, in Kerala und im libanesischen Kaslik) dienten der Weiterarbeit an den Themen der Konsultationen und der Rezeption der Ergebnisse. Von 1988 bis 1997 sorgte ein "Standing Committee" für die Weiterführung des inoffiziellen Dialogs zwischen römisch-katholischen und orientalisch-orthodoxen Theologen.

Ab 1997 wurde der Dialog für einige Jahre ausgesetzt; Gründe waren zwischenkirchliche Spannungen, aber auch der Beginn des offiziellen Dialogs zwischen römisch-katholischer Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen ab 2003. Mit dem Beginn dieses offiziellen Dialogs gingen manche Verantwortungsträger in den Kirchen davon aus, dass ein inoffizieller Dialog nicht länger vonnöten sei. Nach einigen Jahren zeigte sich jedoch, dass eine auf inoffizieller und innovativer Ebene geführte Begegnung und Zusammenarbeit auf dem Weg zur Einheit von großem Wert ist, und dass der offizielle Dialog umso besser gelingen kann, je stärker er durch einen solchermaßen geführten inoffiziellen Dialog begleitet, ergänzt und weiter angestoßen wird.

Die CEE-Mitglieder agieren - wie es seit Beginn des inoffiziellen Dialogs 1970/71 üblich ist - in ihrer persönlichen Verantwortung als Theologen in der Tradition ihrer Kirchen, ohne offiziellen Auftrag ihrer kirchlichen Autoritäten. Es wird aber vorausgesetzt, dass sie ihre kompetenten kirchlichen Autoritäten umfassend informieren.

Die anstehende Tagung in Wien ist nicht öffentlich. Zum Abschluss der Tagung soll ein Kommuniqué veröffentlicht werden, in dem über die zentralen Ergebnisse der Beratungen informiert wird.