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Bartholomaios: Prozess für Autokephalie der Kirche Nordmazedoniens im Laufen

Ökumenischer Patriarch bei Palmsonntagsgottesdienst: "Wir sind auf dem richtigen Weg, die Verhandlungen dauern an" - Kritik an anderen orthodoxen Kirchen, die von Serbisch-orthodoxer Kirche verliehene Autokephalie an Nordmazedonier bereits anerkannten

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Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel hat am Sonntag auf seiner Heimatinsel Imbros die orthodoxe Liturgie zum Palmsonntag gefeiert. Dabei kündigte der Ökumenische Patriarch in einer Ansprache auch an, dass das Prozedere für die Anerkennung der Autokephalie der orthodoxen Kirche Nordmazedoniens im Laufen sei, wie das Infoportal "OrthodoxTimes" mitteilte. An der Liturgie nahmen auch der nordmazedonische Bischof Jakob (Milchevski), Vikarbischof in der Eparchie Strumica, sowie weitere nordmazedonische Priester und Gläubige teil.

Bartholomaios erinnerte daran, dass das Patriarchat von Konstantinopel am 9. Mai 2022 die Eucharistiegemeinschaft mit der Kirche Nordmazedoniens wieder aufgenommen hatte und damit eine rund 70 Jahre andauernde Kirchentrennung zu Ende gegangen sei. Nun sei man dabei, dieser Kirche "unter bestimmten Bedingungen" den Status der Autokephalie zuzuschreiben. "Wir sind auf dem richtigen Weg, die Verhandlungen dauern an", so der Patriarch wörtlich. Zentral sei freilich, dass es nun bereits Eucharistiegemeinschaft gebe, alles andere sei "zweitrangig".

Der Patriarch verwendete für die orthodoxe Kirche Nordmazedoniens in seiner Rede konsequent die Bezeichnung "Erzdiözese Ohrid". Und er übte auch - ohne Namen zu nennen - an anderen orthodoxen Kirchen Kritik, die die Autokephalie der Kirche Nordmazedoniens bereits anerkannten und die kanonische Ordnung der Orthodoxie nicht respektierten.

Der Hintergrund: Wenige Tage, nachdem das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die Eucharistiegemeinschaft mit der Kirche von Nordmazedonien wieder aufgenommen hatte, verlieh die Serbisch-orthodoxe Kirche den Nordmazedoniern überraschend die Autokephalie. Die entsprechende Urkunde bzw. Erklärung (Tomos) der Serbischen Kirche wurde inzwischen von den orthodoxen Kirchen von Russland, Rumänien, Bulgarien, Polen, Antiochien und der Ukraine (Ukrainisch-orthodoxe Kirche) sowie der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei anerkannt.

Das Ökumenische Patriarchat sieht in diesen Anerkennungen eine Verletzung der kirchlichen Ordnung, da die letztendliche Verleihung der Autokephalie dem Ökumenischen Patriarchat vorbehalten sei. Die Orthodoxe Kirche Griechenlands lehnt die Autokephalie der nordmazedonischen Orthodoxie aus dem gleichen Grund ebenfalls (noch) ab. Entsprechend der Entscheidung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios nahm sie aber ebenfalls die Kirchengemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche auf. Auch die Georgisch-orthodoxe Kirche hat inzwischen die Eucharistiegemeinschaft aufgenommen, allerdings noch nicht die Autokephalie anerkannt, ebenso die Orthodoxe Kirche Albaniens. Der Heilige Synod der Kirche zeigt sich erfreut, dass Konstantinopel im Mai 2022 mit der Kirche in Nordmazedonien wieder die Eucharistische Gemeinschaft aufgenommen hat. Man warte nun gemäß der kirchenrechtlichen Vorgaben darauf, dass Konstantinopel die Autokephalie verleiht und den Namen der neuen unabhängigen Kirche festlegt.

Konfliktträchtig ist nicht nur die Verleihung der Autokephalie, sondern auch die Bezeichnung der nordmazedonischen orthodoxen Kirche. Von der Serbisch-orthodoxen Kirche wurde sie als "Mazedonische Orthodoxe Kirche - Erzbistum Ohrid" in die Unabhängigkeit entlassen. Die Orthodoxe Kirche in Griechenland und das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel stoßen sich allerdings an der Bezeichnung "mazedonisch", da sie den Namen exklusiv für die griechische Region Mazedonien beanspruchen. Die Bulgarisch-orthodoxe Kirche wiederum lehnt die Bezeichnung "Ohrid" ab, weil sie sich selbst in der Nachfolge des antiken Erzbistums von Ohrid sieht.