Pro Oriente
Die Kirchen des christlichen Ostens

Die Kirchen des christlichen Ostens

Als internationales Kompetenznetzwerk zu den Kirchen des christlichen Ostens stellt PRO ORIENTE in unterschiedlichen Formaten Informationen über diese Kirchen bereit. Auf dieser Website präsentieren wir eine Übersicht über die verschiedenen Ostkirchen, ihre komplexe Geschichte, Entstehungskontexte und gegenwärtige Situation, mit Hinweisen zu weiterführender Literatur.

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Seit mehr als fünf Jahrzehnten fördert die Stiftung PRO ORIENTE den ökumenischen Dialog mit den Kirchen des christlichen Ostens. Sie hat damit vielen Christinnen und Christen im Westen die Augen für die Besonderheiten dieser Kirchen geöffnet. Eine genauere Kenntnis dieser Kirchen ist eine wichtige Voraussetzung für einen gelingenden Dialog, wie das Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils unterstreicht:

„Deshalb ermahnt das Heilige Konzil alle, besonders diejenigen, die sich um die so erwünschte Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft zwischen den orientalischen Kirchen und der katholischen Kirche bemühen wollen, dass sie diese besonderen Umstände der Entstehung und des Wachstums der Kirchen des Orients sowie die Art der vor der Trennung zwischen ihnen und dem Römischen Stuhl bestehenden Beziehungen gebührend berücksichtigen und sich über dies alles ein rechtes Urteil bilden. Die genaue Beachtung dieser Frage wird zu dem beabsichtigten Dialog im höchsten Maße beitragen“ (UR 14).

Einen kleinen Beitrag dazu sollen die folgenden Informationen über die verschiedenen Kirchen des christlichen Ostens leisten. Viele von ihnen stehen – konfessionsübergreifend – in enger Verwandtschaft, weil sie aus einer der fünf östlichen Ritusfamilien (alexandrinisch, armenisch, byzantinisch, ostsyrisch, westsyrisch) stammen. Daneben lassen sich die Kirchen des christlichen Ostens konfessionskundlich insgesamt fünf „Konfessionsfamilien“ (ein Begriff, der östlichen Christen eher fremd ist) zuordnen, die aus bestimmten kirchengeschichtlichen Konstellationen heraus entstanden sind. Die Kirchen einer Konfessionsfamilie haben untereinander Kirchen- und Sakramentsgemeinschaft, stehen aber nicht in Gemeinschaft mit den Kirchen der vier anderen Konfessionsfamilien.

Aufgrund ihrer ökumenischen Ausrichtung steht die Stiftung PRO ORIENTE vor allem in Kontakt mit den drei nicht-katholischen Konfessionsfamilien innerhalb des östlichen Christentums. Die dazu gehörenden Kirchen werden im Deutschen oft unterschiedslos als „orthodox“ bezeichnet. Doch es gibt Trennlinien zwischen diesen Kirchen, die ins 5. Jahrhundert zurückreichen und bis heute fortbestehen. Deshalb muss man unterscheiden zwischen (1) der „vorephesinischen Orthodoxie“, deren Trennung von der Reichskirche auf das Konzil von Ephesus (431) zurückgeht, (2) der „vorchalcedonischen Orthodoxie“, die die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) nicht anerkannt hat, und (3) der „chalcedonischen Orthodoxie“, die – wie auch die westlichen Kirchen – die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon angenommen hat. Zur ersten Gruppe gehört die Assyrische Kirche des Ostens, die zweite Gruppe bezeichnet man als Orientalisch-orthodoxe Kirchen und zur dritten Gruppe zählen die Orthodoxen Kirchen (im Deutschen in der Regel ohne weiteren Zusatz, im Englischen meist als „Eastern Orthodox“ bezeichnet).

Daneben gibt es noch zwei weitere Gruppen von Ostkirchen, zu deren Identität ihre Verbindung mit der westlichen Christenheit zählt. Das ist zum einen die große Gruppe der Katholischen Ostkirchen, die – mit einer Ausnahme (der Maronitischen Kirche) – aus „Unionen“ von Teilen der orthodoxen, orientalisch-orthodoxen oder assyrischen Christen mit Rom hervorgegangen sind und die daher manchmal auch als „unierte Kirchen“ bezeichnet werden. Das ist zum anderen die relativ kleine Gruppe der Evangelischen Ostkirchen, die ihre Identität aus einer Verbindung östlicher Riten mit reformatorischen Glaubensinhalten schöpfen.

Die Informationen zu den einzelnen Kirchen wurden von Dr. Johannes Oeldemann, Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn und Mitglied der PRO-ORIENTE-Kommission für den orthodox-katholischen Dialog, verfasst. Ausführlichere Informationen finden sich u.a. in seinem Buch „Die Kirchen des christlichen Ostens“ (4. Auflage, 2016) sowie in der Literatur, auf die in den einzelnen Kirchenartikeln verwiesen wird.