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Gedenken an vor zehn Jahren entführte Metropoliten von Aleppo

Kirchen im Nahen Osten wollen den Jahrestag der Entführung (22. April) von Erzbischof Mor Gregorios Youhanna Ibrahim und Metropolit Boulos Yazigi künftig als ökumenischen Gedenktag für alle Opfer von Entführungen begehen

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Foto einer Solidaritäts-Aktion 2018 in Wien zum fünften Jahrestag der Entführung | Foto: Kathpress / Georg Pulling

Beirut/Aleppo, 17.04.23 (poi) Vor zehn Jahren, am 22. April 2013, wurden der syrisch-orthodoxe Erzbischof Mor Gregorios Yohanna Ibrahim und sein griechisch-orthodoxer Amtsbruder Metropolit Boulos Yazigi auf der Fahrt von der syrisch-türkischen Grenze in Richtung Aleppo von Unbekannten entführt. Seither fehlt von den beiden jede Spur. Ab dem kommenden Jahr werden die Kirchen im Nahen Osten im Gedenken an die beiden und viele weitere Opfer den 22. April als "Ökumenischen Tag für die Entführten und gewaltsam Verschwundenen" begehen. Die Initiative dazu geht vom Nahost-Kirchenrat (MECC) aus.

Der neue Gedenktag wird am Montag, 24. April, im Rahmen einer Online-Tagung zum zehnten Jahrestag der Entführung der beiden Metropoliten vorgestellt, wie der Nahost-Kirchenrat auf seiner Website mitteilte (https://www.mecc.org). Bei der Tagung werden u.a. frühere Opfer von Entführungen zu Wort kommen.

Die Veranstaltung steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des antiochenisch-orthodoxen Patriarchen Yohanna X., des syrisch-orthodoxen Patriarchen Mor Ignatius Aphrem II. und des armenisch-katholischen Patriarchen Raphael Bedros XXI. Minassian. Im Rahmen der Veranstaltung wird demnach eine Erklärung verlesen, mit der der 22. April als Gedenktag ausgerufen wird.

Mor Gregorios Yohanna Ibrahim und Metropolit Boulos Yazigi hatten ihre Amtssitze in Aleppo und setzten sich in Syrien für Dialog und Frieden zwischen den Religionsgemeinschaften ein. Die beiden Metropoliten wurden am 22. April 2013 auf dem Weg von der türkisch-syrischen Grenze nach Aleppo von Unbekannten an einem Checkpoint entführt. Sie hatten sich auf einer humanitären Mission befunden: Man hatte ihnen die Freilassung von zwei im Februar 2013 aus einem zwischen Aleppo und Damaskus verkehrenden Linienbus entführten Priestern - P. Michel Kayyal (armenisch-katholisch) und P. Maher Mahfouz (antiochenisch-orthodox) - versprochen. Möglicherweise handelte es sich bereits bei diesem Versprechen um eine Falle. Im Zuge der Entführung der beiden Bischöfe wurde der Fahrer des Wagens erschossen, nur ein Begleiter der beiden Metropoliten konnte entkommen.

Anfang 2020 hatte es Berichte gegeben, die auf Recherchen eines in den USA lebenden Syrers zurückgingen. Demnach wären die beiden Bischöfe im Dezember 2016 von Milizionären einer dschihadistischen Gruppierung ermordet worden. Andere Experten stuften diese Darstellung als "fehlerhaft und unbewiesen" ein.

Mar Gregorios war über viele Jahre auch mit PRO ORIENTE eng verbunden, vor allem im Dialogforum mit den Kirchen der syrischen Traditionen. Bereits 1989 wurde er Ehrenmitglied der Stiftung.