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Irak: PRO ORIENTE macht assyrischen Jugendlichen Mut

Internationales Jugendtreffen der Assyrischen Kirche des Ostens - Salzburger Ostkirchenexperte Winkler verdeutlicht assyrischen Jugendlichen die große Bedeutung ihrer eigenen Kirche für die gesamte Christenheit

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Foto: Dietmar Winkler

Erbil/Wien, 11.08.23 (poi) Mehr als 350 Jugendliche sind diese Woche in der nordirakischen Metropole Erbil zum ersten Internationalen Jugendtreffen der Assyrischen Kirche des Ostens zusammengekommen. An dem Treffen, das von Patriarch-Katholikos Mar Awa III. eröffnet wurde, nahmen auch viele Bischöfe der Assyrischen Kirche des Ostens teil. Für die Vorbereitung zuständig war ein Team unter der Leitung des assyrischen Jugendbischofs Mar Awraham Youkhanis, der in London residiert und auch Mitglied des „Forum Syriacum“ von PRO ORIENTE ist. Vor Ort war eine kleine Delegation der Stiftung PRO ORIENTE, die zu den Workshops inhaltliche Beiträge beisteuerte. Der PRO ORIENTE-Delegation gehören der Salzburger Ökumene-Experte Prof. Dietmar Winkler, die Theologin und frühere Generalsekretärin des Nahost-Kirchenrats ("Middle East Council of Churches"/MECC), Prof. Souraya Bechealany, und der maronitische Priester Rouphael Zgheib, Direktor der Päpstlichen Missionsgesellschaften im Libanon, an.

Prof. Winkler vermittelte den assyrischen Jugendlichen, die aus aller Welt nach Erbil gekommen waren, Mut und Selbstbewusstsein. Er hob die bedeutende Geschichte der Assyrischen Kirche und damit die besondere kirchliche Identität der Jugendlichen hervor, was diesen selbst oft gar nicht bewusst sei. Die Assyrische Kirche sei nicht nur eine Kirche der Verfolgung und des Martyriums, wie es im 20. Jahrhundert der Fall war. Diese Kirche habe vielmehr eine große Geschichte und einen großen spirituellen Reichtum, den es neu zu entdecken gelte.

Die Assyrische Kirche habe sich außerhalb des in der griechisch-römischen Welt beheimateten Mainstreams des Christentums verbreitet, so Prof. Winkler. Sie hatte im Mittelalter die größte Ausdehnung aller Kirchen und erreichte bereits im 7. Jahrhundert China. Die Assyrische Kirche des Ostens habe die verschiedensten Kulturen Asiens durchdrungen, etwa jene der Mongolen, Chinesen, Inder und Uiguren – und das schon lange, bevor man in der modernen Theologie von Inkulturation zu sprechen begann, wie Winkler betonte. Er rief die Jugendlichen dazu auf, sich intensiver mit ihrer eigenen Tradition und diesem Reichtum zu beschäftigen. Von diesem Reichtum könne die gesamte Christenheit profitieren, doch um in den Dialog mit anderen eintreten zu können, müsse man zuerst mit den eigenen Wurzeln vertraut sein.

Prof. Winkler erinnerte in seinen Ausführungen auch daran, dass PRO ORIENTE 1994 die erste Institution weltweit war, die die Assyrische Kirche des Ostens in den ökumenischen Dialog integrierte. Dieser Dialog der Kirchen syrischer Tradition habe es ermöglicht, dass sich seither viele Akteure der Kirchen in einem offenen und vertrauensvollem Umfeld austauschen können. Das habe etwa auch zu Annäherungen zwischen der Assyrischen und Chaldäischen Kirche geführt.

Prof. Bechealany zeigte in ihren Impulsen nahöstliche Perspektiven zur Ökumene auf. Zur Zusammenarbeit der Kirchen gibt es laut ihrer Überzeugung keine Alternativen, wollen die Kirchen im Nahen Osten auch weiterhin bestehen. Vielfalt sei dabei Zeichen und Frucht des Reichtums der pluralen Traditionen, etwa der syrischen, assyrischen, byzantinischen, armenischen oder koptischen.

Bechealany erläuterte den Jugendlichen Sinn, Ziel und Arbeitsweise des Nahost-Kirchenrats (MECC), wo es um das gemeinsame christliche Zeugnis und die gemeinsame diakonische Tat gehe. In der Vision des MECC seien Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Frieden die grundlegenden Elemente der Nationen und Gemeinschaften, auf deren Basis alle Menschen ihre Menschenrechte uneingeschränkt wahrnehmen und in Würde leben können.

Ein Appell Bechealanys richtete sich nicht an die Jugendlichen, sondern an die Verantwortlichen der Nahost-Kirchen: Es sei höchste Zeit, die Assyrische Kirche in den Nahost-Kirchenrat aufzunehmen.

Rouphael Zgheib von der maronitischen Kirche stellte das seit 2022 laufende Projekt der ökumenischen Nahost-Jugendworkshops von PRO ORIENTE und der "We choose abundant life"-Gruppe vor, insbesondere jenen in Erbil, bei dem auch assyrische Jugendliche mitarbeiteten. Es habe sich gezeigt, wie notwendig es sei, die Jugend theologisch und ökumenisch auszubilden, um die Zukunft der Kirchen und auch der Gesellschaften zu gestalten. Dazu gehörten ein offener Dialog, das gemeinsame Gebet, Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft. Und Zgheib fügte hinzu: Die Jugend sei nicht nur die Zukunft der Kirche, wie gerne gesagt werde, sondern auch deren Gegenwart.

Prof. Winkler zeigte sich im Anschluss an die Workshops gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst zuversichtlich, dass das Treffen in Erbil für die assyrischen Jugendlichen ein gehöriger Motivationsschub gewesen sei und ihnen auch neue persönliche und kirchliche Perspektiven aufgegangen seien. Die jungen Leute hätten erfahren können, "dass sie in der Ökumene nicht alleingelassen, sondern in das Gesamte der Christenheit eingebettet sind". Winkler dankte auch PRO ORIENTE-Projektreferentin Viola Raheb, die auf Einladung des assyrischen Patriarchen Mar Awa III. den Beitrag von PRO ORTIENTE konzipiert hatte und ursprünglich Teil der Delegation war, dann aber kurzfristig absagen musste.