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Melkitische Kirche seit 300 Jahren mit Rom in Kirchenunion

Patriarch Absi: Jubiläum wird 2024 umfassend gefeiert und soll Beitrag zur Ökumene sein

POI 230713

Foto: melkite.org

Beirut/Damaskus, 13.07.23 (poi) Das Jahr 2024 wird für die Melkitische Kirche ein Jubiläumsjahr sein, das im Zeichen der Einheit aller Christen gefeiert werden soll. Das hat Patriarch Youssef Absi nach der jüngsten Bischofsversammlung seiner Kirche bekannt gegeben. Seit 300 Jahren steht die Melkitische Kirche in Kirchenunion mit Rom. Das Jubiläumsjahr steht unter dem Motto "Die griechisch-melkitische katholische Kirche: Eine ökumenische Reise 1724-2024".

"Die Synode unserer Kirche", so Patriarch Absi, "wollte nicht, dass dieser Jahrestag vergeht, ohne dass wir über den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weg unserer Kirche und ihrer Mission nachdenken". Er erinnerte auch daran, dass theologische Streitigkeiten und Spaltungen die Kirche im Laufe der Geschichte entzweit hätten. Im Jubiläumsjahr wolle man einen Beitrag zu mehr Einheit leisten. Der Patriarch äußerte sich im Rahmen einer Pressekonferenz in Raboué im Libanon.

Die Melkitische Griechisch-katholische Kirche ist eine der bedeutendsten katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus. Die Bezeichnung "Griechisch-katholisch" ist insofern irreführend, als die Kirche gerade alle arabischsprachigen katholischen Christinnen und Christen des byzantinischen Ritus umfasst. Die Bezeichnung "griechisch" bezieht sich auf den Ritus: Die Melkiten feiern die byzantinische (griechische) Liturgie in arabischer Sprache.

Der Kirche gehören rund zwei Millionen Gläubige an. Die Hälfte davon lebt im Nahen Osten (Syrien, Libanon, Israel, Palästina, Jordanien und Ägypten), die andere Hälfte in der Diaspora, vor allem in Nord- und Südamerika, in Europa sowie in Australien. Der Patriarch hat seinen Sitz in der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Die Melkitische Kirche ist aus der Griechisch-orthodoxen Kirche bzw. dem (Griechisch-)orthodoxen Patriarchat von Antiochien hervorgegangen. Seit der Zeit der Kreuzzüge gab es Kontakte zwischen dem Byzantinisch-orthodoxen Patriarchat von Antiochien und der Römisch-katholischen Kirche. Im 17. Jahrhundert kamen einige katholische Orden verstärkt in den Nahen Osten und warben um eine Union mit Rom. Das führte zu internen Spannungen innerhalb des Patriarchats. Viele arabischsprachige Geistliche und Gläubige des Patriarchats erhofften sich von einer Union mit Rom mehr Freiheiten von der griechisch-orthodoxen Mutterkirche in Konstantinopel, die Griechischsprachigen wollten genau das nicht und stellten sich gegen eine weitere Arabisierung der Kirche.

Das entscheidende Moment zur Trennung fand dann schließlich in den 1720er Jahren statt. 1724 starb der damalige Patriarch von Antiochien. Daraufhin versammelten sich in Damaskus die pro-römisch eingestellten Bischöfe und wählten Kyrillos IV. zum neuen Patriarchen. In Aleppo versammelten sich zugleich die unionskritischen Bischöfe und wählten Jeremias III. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel bestätigte in Folge die Wahl von Jeremias und der Papst in Rom bestätigte Kyrillos in seinem Amt.

Die Zahl der melkitischen Christinnen und Christen im Nahen Osten wuchs rasch an. Nach anfänglichem Widerstand wurde die Kirche von der Osmanischen Regierung 1848 offiziell anerkannt. Seither residiert der melkitische Patriarch in Damaskus.

Die Melkitische Kirche ist nach der Maronitischen Kirche die zweitgrößte katholische Ostkirche im Nahen Osten. Sie bemüht sich um den Dialog mit den orthodoxen Kirchen und ist in vielen Ländern auch stark im Sozial- und Bildungsbereich engagiert.

In Österreich gibt es seit 2005 eine melkitische Gemeinde in Wien. Zur melkitischen Gemeinde gehören ca. 1.000 Gläubige. Für Deutschland werden 2.000 Gläubige angegeben.