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Neuer Erzbischof von Mossul: Christliche Präsenz stärken

Syrisch-katholischer Patriarch Ignatius Joseph III. Younan hat Kusai Mubarak Younan Hano zum neuen Erzbischof von Mossul geweiht

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Kusai Mubarak Younan Hano, neuer Erzbischof von Mossul | Foto: Syriac Catholic Patriarchate

Bagdad, 03.02.23 (poi) Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan hat am Freitag Kusai Mubarak Younan Hano zum neuen Erzbischof von Mossul geweiht. Die Weihe fand allerdings nicht in der nordirakischen Millionenmetropole statt, sondern in der nahen Kleinstadt Karakosch, rund 25 Kilometer entfernt. An der Feier in der syrisch-katholischen Kathedrale von Karakosch – die Stadt ist seit jeher ein Zentrum der Syrisch-katholischen Kirche im Nordirak – nahmen auch zahlreiche Vertreter anderer Kirchen der Region teil, u.a. auch der chaldäische Erzbischof von Mossul, Michael Najeeb Moussa. Mossul hat nun wieder zwei katholische Erzbischöfe, die den katholischen Ostkirchen der beiden syrischen Kirchentraditionen (ostsyrisch und westsyrisch) angehören.

Mit der Eroberung Mossuls durch die Terrormiliz IS wurde die christliche Präsenz in der Millionenstadt am Tigris im Jahr 2014 zunächst ausgelöscht. Seit der Rückeroberung der Stadt vor gut fünf Jahren ist erst eine geringe Zahl von Christinnen und Christen zurückgekommen.

In einem aktuellen Interview mit dem Pressedienst "AsiaNews" sagte Bischof Hano, die aktuelle Lage in Mossul sei gut und friedlich. Die Menschen seien entschlossen, die Stadt gemeinsam wieder aufzubauen. Das werde freilich durch die politische Instabilität im Irak und die wirtschaftliche Dauerkrise erschwert.

Unter der Schreckensherrschaft des IS hätten nicht nur die Christinnen und Christen sowie Angehörige von religiösen Minderheiten insgesamt gelitten, sondern vielfach auch Musliminnen und Muslime. Das habe wohl bei vielen Menschen ein gewisses Umdenken ausgelöst. Doch auch wenn der IS militärisch weitgehend besiegt wurde, seine Ideologie sei noch lange nicht zur Gänze verschwunden, mahnte der neue Bischof zur Wachsamkeit.

Nach Mossul sind bisher nach Kirchenangaben höchstens 70 christliche Familien zurückgekehrt. Tausende Rückkehrer gab und gibt es hingegen in die traditionell christlichen Kleinstädte rund um Mossul, zu denen auch Karakosch gehört.

Der neue syrisch-katholische Erzbischof von Mossul plädierte auch eindringlich für mehr Zusammenarbeit zwischen den einzelnen christlichen Konfessionen in der Region. Er wolle sich vor allem auch um eine Stärkung der Beziehungen zur chaldäischen Kirche bemühen. Es gehe darum, gemeinsam die christliche Präsenz zu stärken.

Ungebrochen aktuell sei für die Christen der Region der Besuch von Papst Franziskus im März 2021. Der Papst habe den christlichen Gemeinschaften in der Region Hoffnung und Zuversicht geschenkt und ihnen das Gefühl gegeben, Teil der einen großen Weltkirche zu sein.

Vom Krankenpfleger zum Bischof

P. Younan Hano wurde am 10. September 1982 in Karakosch geboren. Er absolvierte zuerst eine Ausbildung zum Krankenpfleger, bevor er seine Priesterausbildung am Priesterseminar in Bagdad begann. Später setzte er seine Studien im Libanon fort und erwarb an der Heilig-Geist-Universität Kaslik Abschlüsse in Philosophie und Theologie. Am 29. Juni 2011 wurde er zum Priester geweiht. Er wirkte fortan in der Pfarrseelsorge und als Sekretär des syrisch-katholischen Erzbischofs von Mossul, Boutros Moshe. Nach dem Einmarsch islamistischer Terroristen in die Ninive-Ebene war er u.a. in der Flüchtlingshilfe in Erbil tätig. Zudem hatte er weitere kirchliche Aufgaben und Ämter im Irak und darüber hinaus inne. 2019 ging er nach Rom, um in biblischer Theologie zu promovieren. Die Synode der Syrisch-katholischen Kirche wählte Younan Hano im Herbst 2022 zum Erzbischof von Mossul. Papst Franziskus bestätigte die Wahl am 7. Jänner 2023.

Die Syrisch-katholische Kirche entstand im 17. Jahrhundert aus der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien. Derzeit gehören ihr weltweit etwa 150.000 bis 200.000 Mitglieder an, vor allem im Libanon, in Syrien, im Irak und in den USA. Die zahlenmäßig kleine Kirche feiert wie auch ihre große orthodoxe Schwesterkirche die Liturgie im westsyrischen Ritus, in die nach der Union mit der Römisch-katholischen Kirche einige lateinisch-westliche Elemente eingefügt wurden. Die Liturgiesprache ist in der Regel Aramäisch (Syrisch).

Für Kirchenfeste befolgt die Kirche meist noch den Julianischen Kalender; in der Diaspora passt sie sich aber dem Umfeld an und benutzt den Gregorianischen Kalender. Seit 1920 befindet sich der Patriarchatssitz in Beirut. Aktuelles Kirchenoberhaupt ist Patriarch Ignatius Joseph III. Younan.