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Nicäa-Tagung: Konzilsjubiläum drängt zu mehr Kircheneinheit

250 Teilnehmende aus aller Welt bei Ökumene-Konferenz in Rom - Kardinal Koch: Konzil von Nicäa von bleibender Bedeutung für Kirche und Ökumene - Starke Österreich-Beteiligung an Tagung, PRO ORIENTE verantwortet zwei Panels

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Rund 250 Teilnehmende aus aller Welt und zahlreichen Kirchen kommen noch bis Samstag in Rom zusammen, um das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa für theologische, kirchenhistorische und ökumenische Beratungen zu nutzen. Das Generalthema lautet: "Nicäa und die Kirche für das dritte Jahrtausend". Die Tagung findet an der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) statt. Das Konzil von Nicäa sei von bleibender Bedeutung für die Kirche und die Ökumene, und die Beschäftigung damit sei nicht nur von historischem Interesse, sondern habe auch hohe Relevanz für die christliche Ökumene, "die in der gemeinsamen Bekehrung aller Christen und Kirchen zu Jesus Christus liegt", so Kurienkardinal Kurt Koch in seiner Eröffnungsrede.

Die Wiederbelebung des Bekenntnisses zu Jesus Christus sei eine dringende Aufgabe, die in ökumenischer Gemeinschaft angegangen werden müsse, sagte Koch. Die Ökumene könne nur dann glaubwürdig vorankommen, "wenn die Christen zur Quelle des Glaubens zurückkehren, die Jesus Christus ist".

Das Glaubensbekenntnis des Konzils von Nicäa sei das Ergebnis eines gemeinsamen, synodalen Ringens der Bischöfe um eine orthodoxe und theologisch angemessene Formulierung des christlichen Glaubens und damit auch für heute ein wichtiges Beispiel für Synodalität. Der Präfekt des vatikanischen Ökumene-Dikasteriums erinnerte an Papst Franziskus, für den die Vertiefung und Weiterverfolgung des Weges der Synodalität mitsamt seinen reichen Auswirkungen auf die Ökumene das sei, "was Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“.

Der Kurienkardinal nahm in seinem Grußwort auch zur Frage des Ostertermins Stellung. Papst Franziskus habe wiederholt die Bereitschaft der katholischen Kirche bekräftigt, ein einheitliches Datum für Ostern zu akzeptieren, und der 1700. Jahrestag des Konzils von Nicäa biete eine einzigartige Gelegenheit, diese Frage erneut zu erörtern und ein gemeinsames Datum für die Feier des Osterfestes im Geiste der ökumenischen Gemeinschaft zu finden.

Der Leitgedanke bei der Suche nach einem gemeinsamen Osterdatum bestehe darin, eine einheitliche Feier anzustreben, ohne neue Spannungen oder Spaltungen innerhalb der ökumenischen Gemeinschaft zu verursachen, so Koch. Er zeigte sich überzeugt: "Eine gemeinsame Osterfeier wäre ein glaubwürdigeres Zeugnis für die tiefe Überzeugung des christlichen Glaubens, dass Ostern das zentrale und wichtigste Fest der Christenheit ist."

Prophetisch und relevant

Einen zweiten eröffnenden Vortrag hielt der griechisch-orthodoxe Metropolit Job (Getcha). Er sagte u.a. wörtlich: "Die Beschlüsse des Konzils von Nicäa, die vor mehr als 1.700 Jahren gefasst wurden, sind auch heute noch prophetisch und für die gesamte christliche Welt relevant, da sie die Bedeutung der christlichen Einheit und die Notwendigkeit einer gemeinsamen Feier des Osterfestes unterstreichen."

Veranstalter der Tagung sind das Ökumene-Institut der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) und die Internationale orthodoxe theologische Vereinigung IOTA. Das Symposion steht zudem unter der Schirmherrschaft des vatikanischen Ökumene-Dikasteriums.

Es sei sehr passend, die Konferenz unmittelbar vor dem Pfingstfest anzusetzen, so IOTA-Präsident Paul Gavrilyuk in seinem Grußwort. Das Konzil von Nicäa sei schließlich auch "ein kleines Pfingsten" gewesen. Angelicum-Rektor Prof. Thomas Joseph White zeigte sich in seinem Grußwort zuversichtlich, dass von der Konferenz zahlreiche ökumenische Impulse ausgehen werden.

Den dritten Eröffnungsvortrag hielt der anglikanische Erzbischof und frühere Primas seiner Kirche, Rowan Williams, ein weiteres Grußwort sprach der Direktor des Instituts für Ökumenische Studien am Angelicum, Prof. Hyacinthe Destivelle, der zugleich auch Mitarbeiter im vatikanischen Einheits-Dikasterium ist. Den ersten Vortrag am Folgetag hielt der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Kyrillos aus Los Angeles/USA.

Auch Österreich ist mit einigen Theologinnen und Theologen bzw. Kirchenhistorikerinnen und -historikern bei der Tagung vertreten. Die Stiftung PRO ORIENTE verantwortet zudem zwei Panels. Papst Leo XIV. wird die Tagungsteilnehmenden am Samstag, 7. Juni, in Audienz empfangen.

Themen des Symposions sind u.a. Trinität und Inkarnation, Synodalität und Primat, Häresie und Schisma, das Osterdatum und andere praktische Fragen. Aus Österreich werden u.a. der Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Uni Salzburg, Prof. Dietmar Winkler, der syrisch-orthodoxe Theologe Aho Shemunkasho, die in Regensburg lehrende Kirchenhistorikerin und Ökumenikerin Prof. Andrea Riedl, der Grazer Ökumene- und Liturgie-Experte Prof. Basilius Groen sowie der Byzantinist Christian Gastgeber und der Syrologe Ephrem Ishac, beide von der Akademie der Wissenschaften, das Wort ergreifen.