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Patriarch Bartholomaios plädiert in Lourdes für mehr Kircheneinheit

07. November 2025

Bartholomew conference loudres

Lourdes, 06.11.25 (poi) Patriarch Bartholomaios I. hält sich dieser Tage in Frankreich auf. Am Dienstag nahm er in Lourdes als Ehrengast an der Vollversammlung der französischen Bischofskonferenz teil und hielt eine Ansprache. Darin drängte er vehement auf weitere Bemühungen in der Ökumene und für das gemeinsame Zeugnis aller Christen. Zugleich verurteilte er auch einmal mehr die Rolle der Russisch-orthodoxen Kirche im Ukraine-Krieg. Bartholomaios wies darauf hin, dass die Kriege sowie die gegenwärtigen spirituellen, sozialen und ökologischen Krisen miteinander zusammenhingen und einer gemeinsamen Lösung bedürften. 

Eingangs seiner Ansprache erinnerte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel an seinen ersten Besuch in Lourdes im Jahr 1995. Lourdes erinnere die Gläubigen daran, dass Gott unter den Demütigen und Vergessenen "Wunder wirkt", Leib und Seele versöhnt und inmitten von "Materialismus, Positivismus und Atheismus", die frühere Epochen geprägt hätten und bis heute nachwirkten, neue Hoffnung schenke. 

Der Patriarch erneuerte auch seinen seit Jahrzehnten vehementen Appell zur Bewahrung der Schöpfung. Er warnte zugleich davor, Religion und Wissenschaft gegeneinander auszuspielen: Die Gnade "durchdringt die gesamte Schöpfung". Gläubige und Wissenschaftler würden, wenn auch in verschiedenen Sprachen, "dasselbe Buch lesen": Gottes Weisheit, die in die Welt eingeschrieben ist. 

Bartholomaios verurteilte u.a. religiös verbrämte Verschwörungstheorien in Pandemie- und Klimadebatten und nannte solche Haltungen "spirituelle Blindheit". Er mahnte zu Mäßigung, Geduld und zur "Freude des Verzichts" gegenüber übermäßigem Konsum. 

Russischer "Abgrund der Gottlosigkeit" 

Der Patriarch verurteilte in seiner Rede den Ethnophyletismus - das Eindringen des Nationalismus in die Kirche - und den Angriff Russlands auf die Ukraine sowie dessen Unterstützung durch die Russisch-orthodoxe Kirche. Durch den Angriff auf Kiew habe Moskau ein neues Bündnis zwischen Thron und Altar geschmiedet, das dem Evangelium und der Orthodoxie fundamental widerspreche und eine fromme Nation in den Abgrund der Gottlosigkeit stürze, so der Patriarch. Und er fügte hinzu: "Dieses neue Bündnis zwischen Thron und Altar steht im fundamentalen Widerspruch zum Evangelium und zur Orthodoxie. Die Tragödie der ukrainischen Frauen und Kinder, die täglich einen Hagel von Bomben und Raketen erleiden, ist auch unsere Tragödie." 

Zugleich verteidigte Bartholomaios sein Handeln im Blick auf die Ukraine: "Wir selbst haben, in Ausübung der uns kanonisch und historisch zustehenden Primatsrechte, der Orthodoxen Kirche der Ukraine die Autokephalie verliehen und damit den Gläubigen dieses Landes die Entfaltung ihres christlichen Lebens in Gewissens-, Bekenntnis- und Meinungsfreiheit gesichert." 

Eindringlich plädierte der Patriarch auch für mehr Kircheneinheit. Der Weg in die Zukunft erfordere Vergebung, geduldigen Dialog und gelebte Nächstenliebe. Unter Berufung auf das Dokument "Nostra aetate" (1965) des Zweiten Vatikanischen Konzils und die entsprechenden Erklärungen des Panorthodoxen Konzils von Kreta (2016) bekräftigte Bartholomaios zudem die Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs als eines Weges zu "gegenseitigem Vertrauen", Versöhnung und zum "Frieden von oben", der nicht mit Waffen, sondern durch uneigennützige Liebe erreicht werde.