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PRO ORIENTE gedenkt der beiden vor elf Jahren entführten Metropoliten von Aleppo

Seit 22. April 2013 sind die Metropoliten Mor Gregorios Youhanna Ibrahim und Boulos Yazigi spurlos verschwunden

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Foto: Georg Pulling

Wien, 19.04.24 (poi) Vor elf Jahren, am 22. April 2013, wurden der syrisch-orthodoxe Metropolit Mor Gregorios Youhanna Ibrahim und sein griechisch-orthodoxer Amtsbruder Metropolit Boulos Yazigi auf der Fahrt von der syrisch-türkischen Grenze in Richtung Aleppo von Unbekannten entführt. Seither fehlt von den beiden jede Spur. Die Kirchen im Nahen Osten begehen seit heuer im Gedenken an die beiden und viele weitere Opfer den 22. April als "Ökumenischen Tag für die Entführten und gewaltsam Verschwundenen". Die Initiative dazu geht vom Nahost-Kirchenrat (MECC) aus. "Auch elf Jahre nach ihrer Entführung bewegt uns das Schicksal der beiden Erzbischöfe und ihr zutiefst christliches Zeugnis sehr", so PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss anlässlich des Gedenktages.

Beide Metropoliten seien ökumenisch sehr offen und engagiert gewesen, Mor Gregorios Youhanna Ibrahim habe viele Jahre lang in den PRO ORIENTE-Dialogen mit den orientalischen Kirchen und den Kirchen der syrischen Tradition eine tragende Funktion innegehabt. Bereits 1989 sei er zum PRO ORIENTE-Ehrenmitglied ernannt worden, erinnerte Kloss.

Auch Metropolit Boulos Yazigi sei in Aleppo und weit darüber hinaus für sein ökumenisches Engagement bekannt gewesen und geschätzt worden, so Kloss: "Wir möchten die dankbare Erinnerung an beide lebendig halten, vor allem auch im Gebet. Daher verbinden wir uns mit unseren orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Partnern und Freunden, insbesondere aus dem orthodoxen Patriarchat von Antiochia und der gesamten Syrisch-orthodoxen Kirche, sowie mit allen, die nicht müde werden, sich für das Schicksal der beiden Erzbischöfe einzusetzen."

Mor Gregorios Youhanna Ibrahim und Metropolit Boulos Yazigi hatten ihre Amtssitze in Aleppo und setzten sich in Syrien für Dialog und Frieden zwischen den Religionsgemeinschaften ein. Die beiden Metropoliten wurden am 22. April 2013 auf dem Weg von der türkisch-syrischen Grenze nach Aleppo von Unbekannten an einem Checkpoint entführt. Sie hatten sich auf einer humanitären Mission befunden: Man hatte ihnen die Freilassung von zwei im Februar 2013 aus einem zwischen Aleppo und Damaskus verkehrenden Linienbus entführten Priestern - P. Michel Kayyal (armenisch-katholisch) und P. Maher Mahfouz (antiochenisch-orthodox) - versprochen. Möglicherweise handelte es sich bereits bei diesem Versprechen um eine Falle. Im Zuge der Entführung der beiden Bischöfe wurde der Fahrer des Wagens erschossen, nur ein Begleiter der beiden Metropoliten konnte entkommen.