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Prof. Larentzakis: In der Ökumene besteht immer noch "absolute Informationsnot"

Stellvertretender Vorsitzender der Grazer PRO ORIENTE-Sektion im "Sonntagsblatt"-Interview: "Unterwerfungsökumene Gott sei Dank vorbei"

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In der Ökumene besteht nach wie vor "absolute Informationsnot". Das betont der orthodoxe Theologe und stellvertretende Vorsitzende der Grazer PRO ORIENTE-Sektion Prof. Grigorios Larentzakis. "Das Wissen über unser gemeinsames christliches Fundament fehlt", so Prof. Larentzakis im Interview in der aktuellen Ausgabe des steirischen "Sonntagsblattes": "Wenn ich zum Beispiel gefragt werde 'Können Orthodoxe und Katholiken miteinander beten?', dann frage ich mich: Warum ist das überhaupt eine Frage?" Die Aufgaben in der Ökumene sind für Larentzakis klar: "Es braucht objektive Information und gelebte Ökumene in pastoraler Praxis."

Vor gut 50 Jahren war Grigorios Larentzakis der erste orthodoxe Christ, der an einer Katholisch-Theologischen Fakultät in Österreich - in Innsbruck - ein Theologie-Doktorat erlangte. Der 1942 auf Kreta geborene Larentzakis hatte in Folge (seit 1970) Lehraufträge in orthodoxer und ökumenischer Theologie in Wien, Linz und Graz. 1982 wurde er an der Universität Graz habilitiert, 1983 an der Aristoteles-Universität Thessaloniki zum Doktor der orthodoxen Theologie promoviert und 1987 in Graz zum Universitätsprofessor ernannt und blieb dies 20 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung.

Zur Frage, wie er als orthodoxer Theologe das Studium der katholischen Theologie erlebte, meinte Larentzakis: "Natürlich war es nicht immer einfach. Ich saß auch in Vorlesungen, wo ich mir anhören musste, dass, wer sich dem Bischof von Rom, also dem Papst, nicht unterwirft, nicht innerhalb der Kirche Christi sei - also außerhalb des Heils. Das war schwierig." Er könne inzwischen freilich "vorsichtig" sagen, dass diese "Unterwerfungsökumene" schon fast gänzlich vorbei sei. Nachsatz: "Dank sei Gott!"

Als orthodoxer Theologe, der an katholischen und evangelischen Fakultäten lehrte, sei es ihm immer wichtig gewesen, "unsere gemeinsamen Wurzeln, unser verbindendes Fundament deutlich zu machen", so Prof. Larentzakis: "Wir haben Schätze und zeitlose Prinzipien, die uns einen." Der orthodoxe Theologe verwies auf die Kirchenväter, auf die sich alle Christen stützen: "Die sprachen von der Katholizität des Heiles und der Auferstehung des ganzen Menschengeschlechts. Und wir mit unseren konfessionellen Streitigkeiten? Wie weit sind wir gekommen, die Gnade Gottes so einzuschränken und zu postulieren, dass es außerhalb konfessioneller Grenzen keine Heilsmöglichkeit gäbe. Das ist eine Katastrophe!"

Dies umso mehr, wenn man bedenke, so Larentzakis, dass es zwischen katholischer und orthodoxer Kirche niemals ein formelles Schisma gegeben habe, weder im oft angeführten Jahr 1054 noch zu einem anderen Datum. Kardinal Kurt Koch der vatikanische "Ökumene-Minister" betont hierzu ebenfalls, dass man nicht von einer Spaltung, sondern einer zunehmenden Entfremdung sprechen sollte.

Larentzakis verurteilte im "Sonntagsblatt"-Interview auch einmal mehr den Angriff Russlands auf die Ukraine sowie die Position des Moskauer Patriarchen Kyrill. "Die Haltung von Patriarch Kyrill zu diesem Krieg ist nicht nur abzulehnen, sondern zu verurteilen. Krieg ist immer eine Katastrophe." Wichtig sei es in diesen Tagen, darauf zu achten, wie sich die restliche christliche Welt verhält. Es sei notwendig, so der orthodoxe Theologe, die Ökumene weiter fortzusetzen und "dass der Vatikan seine klare Position gegen den Krieg beibehält". Larentzakis: "Man muss Haltungen verurteilen, die einen Krieg für richtig oder sogar heilig erkläre