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Pühringer: Gesellschaftliche Relevanz der Kirchen in der EU stärken

Vorsitzender der Linzer PRO ORIENTE-Sektion zieht nach Brüssel-Besuch Bilanz: Kirchen müssen sich mit einer gemeinsamen Stimme in den politischen Diskurs einbringen

POI 230522

Foto: Kathpress / Georg Pulling

Linz/Brüssel, 22.05.23 (poi) Ein positives wie auch herausforderndes Resümee der Reise der OÖ-Sektion von PRO ORIENTE nach Brüssel hat Obmann Josef Pühringer gezogen. Gemeinsam mit dem Linzer Bischof Manfred Scheuer leitete der frühere Landeshauptmann vergangene Woche eine PRO ORIENTE-Delegation bei einem Besuch bei den EU-Institutionen. Pühringer hob gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst hervor, dass die Kirchen in Brüssel durchaus noch als wichtige Stimmen wahrgenommen würden, wenn leider auch nicht mehr von allen Akteuren. Umso notwendiger sei es, dass die Kirchen sich mit einer gemeinsamen Stimme in den politischen Diskurs einbringen.

Auf dem Besuchsprogramm der PRO ORIENTE-Delegation standen u.a. auch Gespräche mit EU-Kommissar Johannes Hahn und dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Othmar Karas, sowie dem Apostolischen Nuntius bei der Europäischen Union Erzbischof Noel Treanor. Ein Schwerpunkt des Besuchs lag zudem auf den Aktivitäten der EU-Bischofskommission COMECE. So traf die Delegation etwa mit COMECE-Generalsekretär P. Manuel Enrique Barrios Prieto und Bischof Janusz Stepnowski, dem Vorsitzenden der COMECE-Kommission für Bildung und Kultur, zusammen.

Pühringer brachte bei den Gesprächen immer wieder auch die weltweite Christenverfolgung ins Spiel. Dieser müsste vonseiten der EU noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, so der PRO ORIENTE-Vorsitzende. Teilweise sei schon auch ein gewisses Bewusstsein da, so Pühringer, freilich noch mit viel Luft nach oben. Dass die EU mit dem früheren belgischen Diplomaten Frans van Daele wieder einen EU-Sonderbeauftragten für weltweite Religionsfreiheit hat, wurde bei allen Gesprächen als positives Zeichen gewertet.

Ein Thema dominierte allerdings die Gespräche: der Ukraine-Krieg. Es sei bedauerlich, so die Bilanz Pühringers, dass derzeit in der Ukraine noch kein Zeitpunkt für einen Waffenstillstand zu sehen sei. Das ändere nichts daran, sich auch weiterhin mit aller Kraft für den Frieden einzusetzen. Nachsatz: "Und dafür auch zu beten." Im Blick auf PRO ORIENTE fügte Pühringer hinzu: "Eine ökumenische Bewegung muss zugleich immer auch eine Friedensbewegung sein."

Ähnlich äußerte sich auch Bischof Manfred Scheuer. Zur EU, die von ihren Wurzeln her ein Friedensprojekt sei, gebe es letztlich keine Alternative. Er habe bei den Begegnungen und Gesprächen in den EU-Institutionen wie auch bei kirchlichen Einrichtungen allerdings auch gespürt, dass Solidarität nicht auf Knopfdruck hervorgerufen werden kann. Umso mehr gelte es, "nicht zu resignieren, das, was möglich ist zu tun, und weiter zu arbeiten", so Scheuer. Zudem mahnte Scheuer auch ein stärkeres Bewusstsein für das ein, "was in der EU durchaus gelingt".

Mit unterschiedlichen Meinungen und Positionen gelte es, sich auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung konstruktiv auseinanderzusetzen, so der Bischof im Blick auf innereuropäische Konfliktlinien. Das sei auch eine Aufgabe für die Stiftung PRO ORIENTE, die ja in einer Zeit entstanden sei, als Europa noch durch den Eisernen Vorhang geteilt war. Von Anfang an habe sich PRO ORIENTE als Brückenbauer zwischen West und Ost verstanden.

Österreichs Botschafter bei der EU, Nikolaus Marschik, hob bei einem Gespräch mit der Delegation hervor, Österreich habe im Ukraine-Krieg von Anfang an die Position vertreten, dass es wertvoll sei, Dialogplattformen bzw. -kanäle offen zu halten. An dieser Linie wolle man auf jeden Fall festhalten. Konkrete Anzeichen dafür, dass es in der Ukraine schon bald zu einem Waffenstillstand kommen könnte, sah Marschik allerdings nicht.

Über die Bemühungen der "Konferenz Europäischer Kirchen" (KEK) berichtete am Freitag die orthodoxe Theologin Elizabeta Kitanovic aus dem Generalsekretariat der KEK. Der Konferenz gehören 113 orthodoxe, anglikanische, altkatholische, lutherische, reformierte, unierte und methodistische Kirchen Europas an. Kitanovic verwies u.a. auf das KEK-Dokument "Pathways to peace". In diesem wird die Zielsetzung aufgestellt, dass sich Kirchenvertreter der Ukraine und Russlands während der anstehenden KEK-Vollversammlung im Juni 2023 im estnischen Tallin treffen könnten. Ebenso wolle man den Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern Russlands und der Ukraine ermöglichen, die in anderen Ländern Europas leben.

Der Delegation aus Oberösterreich gehörten u.a. auch der serbisch-orthodoxe Pfarrer von Gmunden, Nikola Pantic, Militärdekan Stefan Gugerel und der Linzer PRO ORIENTE-Finanzvorstand Wolfgang Weidl an. Die Linzer PRO ORIENTE-Sektion besteht seit 1987. Ein besonderes Aufgabengebiet sieht die Sektion darin, die orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Gemeinden in Oberösterreich zu besuchen und den Kontakt auf zwischenmenschlicher Ebene zu intensivieren. Im Zweijahresrythmus werden auch Auslandsreisen durchgeführt.