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Römische PRO ORIENTE-Tagung: Synodaler Prozess kann nur ökumenisch gelingen

Noch bis Samstag tagen in Rom rund 80 Bischöfe, Geistliche, Theologinnen und Theologen zu den Erfahrungen mit Synodalität in der Orthodoxie

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Rom, 04.11.22 (poi) Der Synodale Prozess, der derzeit in der Katholischen Kirche im Gange ist, kann nur gelingen, wenn er die synodalen Erfahrungen der Schwesterkirchen miteinbezieht. Das war der Tenor zum Auftakt der Tagung "Synodalität in Leben und Mission der Orthodoxen Kirche". Von Mittwochabend bis einschließlich Samstag kommen in der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) in Rom die vielfältigen Erfahrungen der Orthodoxie mit Synodalität zur Sprache. 80 Bischöfe, Geistliche, Theologinnen und Theologen und weitere Interessierte sind dazu nach Rom gekommen. Deutlich wurde auch schon zum Auftakt der Tagung, dass der Gedanken- und Erfahrungsaustausch nicht nur für die Katholische Kirche, sondern auch für die Orthodoxie inspirieren kann. Schließlich sei man "gemeinsam auf dem Weg", wie es Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der vatikanischen Bischofssynode, in seinem Grußwort ausdrückte.

Grech zeigte sich in seinem Grußwort tief bewegt über die Bereitschaft so vieler Vertreterinnen und Vertreter der Orthodoxie, ihre Erfahrungen mit Synodalität mit ihren katholischen Geschwistern zu teilen. Er sei zutiefst dankbar für dieses "Geschenk" der Orthodoxie und betonte, wie wichtig es für die katholische Kirche in ihrem Synodalen Prozess sei, mehr über die synodale Theologie und Praxis der orthodoxen Kirchen zu erfahren, denn, so Grech, „ökumenisch zu sein, erfordert synodal zu sein, und synodal zu sein, impliziert ökumenisch zu sein.“

Die Bedeutung der Konferenz für den Synodalen Prozess der Katholischen Kirche wird unter anderem auch durch die aktive Teilnahme von Sr. Nathalie Becquart, Untersekretärin der Synode, Prof. Myriam Wijlens, Mitglied des Lenkungsausschusses der Synode, sowie Prof. Peter Szabo, Mitglied der Theologischen Kommission der Synode, unterstrichen.

Die Konferenz wird von der Stiftung PRO ORIENTE gemeinsam mit dem Institut für Ökumenische Studien (IES) der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin veranstaltet. Angelicum-Rektor P. Thomas Joseph White hob in seinem Grußwort an die Teilnehmenden die lange ökumenische Tradition seiner Einrichtung hervor.

PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss überbrachte ein Grußwort von Kardinal Christoph Schönborn, dem Kuratoriumsvorsitzenden von PRO ORIENTE. Darin hob der Kardinal die Bedeutung der Konferenz hervor, die genau in den Aufgabenbereich von PRO ORIENTE falle. Kardinal Schönborn kann nicht an der Tagung in Rom teilnehmen, da er gleichzeitig in Bahrain am Papstbesuch bzw. am "Bahrain Dialog-Forum" teilnimmt.

Präsident Kloss seinerseits ergänzte, dass es für PRO ORIENTE sowohl eine Notwendigkeit wie Selbstverständlichkeit sei, sich in den Synodalen Prozess einzubringen. Dies gelte nicht nur für diese und zwei weitere Tagungen Ende November mit den Kirchen der syrischen und anderer orientalischer Traditionen, sondern etwa auch für zahlreiche Jugendworkshops, die PRO ORIENTE in den vergangenen Monaten im Nahen Osten organisiert hat. Einige der jungen Teilnehmenden dieser Workshops sind auch in Rom mit dabei. "Wir wollen den Reichtum des Christentums sichtbar machen auf dem gemeinsamen Weg zur Einheit", so Kloss.

Kardinal Kurt Koch, Präsident des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, hob in seinem Grußwort unter anderem die Bedeutung der Tagung für den offiziellen katholisch-orthodoxen Dialog hervor, in dem man seit Jahren am Verhältnis von Primat und Synodalität arbeite. Er erhoffe sich von der Tagung wertvolle Impulse für diesen Dialog; ebenso auch für das 2025 anstehende 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa, der ersten synodalen Versammlung auf weltkirchlicher Ebene.

Metropolit Job von Pisidien, Ko-Vorsitzender der Internationalen Kommission für den katholisch-orthodoxen Dialog, räumte in seinen Ausführungen ein, dass Synodalität in der Orthodoxie zwar auf Ebene der autokephalen Kirchen funktioniere, allerdings könne man dies weder für die darunter liegende lokale noch die darüber liegende universale Ebene in gleicher Weise behaupten. Auf lokaler diözesaner Ebene komme es oft viel zu sehr allein auf den jeweiligen Bischof und seine engsten Mitarbeiter an, auf universaler Ebene können von einer weltweiten synodalen Kirche keine Rede sein. Das würden nicht nur die jüngsten innerorthodoxen Spannungen belegen, sondern auch schon die Genese und Durchführung des „Großen und Heiligen Konzils“ in Kreta im Jahr 2016, an dem nicht alle autokephalen Kirchen teilnahmen.

In ähnlicher Weise wie Metropolit Job äußerte sich auch der serbisch-orthodoxe Bischof Maxim (Vasiljevic). Er hielt am Mittwochabend den Eröffnungsvortrag zum Thema "Die Orthodoxe Kirche ist eine synodale Kirche". Bischof Maxim räumte zahlreiche aktuelle Herausforderungen ein, die dazu geführt hätten, dass viele Ortskirchen als unabhängige oder auch isolierte - je nach Betrachtung - Einheiten existierten. Der Bischof sprach sich für eine teilweise Revision traditioneller Formen von Synodalität aus. Neue Schemata müssten gefunden werden, um den globalen und existenziellen Charakter der Kirche besser zum Ausdruck zu bringen. Bischof Maxim plädierte für mehr panorthodoxe und ökumenische Zusammenarbeit. Eine solchermaßen wiederbelebte Synodalität diene der Bewahrung des Heilsgeheimnisses der Kirche.

Der rumänisch-orthodoxe Theologe Prof. Sorin Selaru erläuterte in seinem Vortrag am Donnerstag u.a. die eucharistische Dimension von Synodalität. Die Versammlung der Gläubigen zur Feier der Eucharistie sei die erste und ursprüngliche Manifestation von Synodalität, so Selaru. Die Kirche sei von ihrem Wesen her eucharistisch.

Weitere Vorträge und Diskussionen beschäftigten sich etwa mit dem Konzil von Nizäa 325 n. Chr. und dem panorthodoxen Konzil von Kreta 2016. Workshops hatten etwa die orthodoxen klösterlichen Traditionen oder bestimmte regionale Ausprägungen von Synodalität in Geschichte und Gegenwart zum Inhalt.

Aus Österreich sind in Rom neben PRO ORIENTE-Präsident Kloss auch Vizepräsident Rudolf Prokschi, die Wiener Theologen Thomas Nemeth, Ioan Moga und David Heith-Stade sowie PRO ORIENTE-Vorstandsmitglieder Gordian Gudenus und Andrea Riedl, Generalsekretär Bernd Mussinghoff und die Kommunikationsreferentin Viola Raheb mit dabei. Die Ergebnisse der Konferenz, die noch bis Samstag dauern wird, werden in einem Tagungsband in Buchform veröffentlicht. Die Konferenzbeiträge können auf dem YouTube-Kanal des Angelicums online live mitverfolgt werden, und bleiben auch nach dem Ende der Tagung abrufbar.

Mehr unter https://www.youtube.com/user/prpust bzw. https://www.pro-oriente.at/termine/international-conference-orthodoxy-synodality.