Pro Oriente
News / Rom: Internationale Nicäa-Tagung mit PRO ORIENTE-Beteiligung

Rom: Internationale Nicäa-Tagung mit PRO ORIENTE-Beteiligung

Mehr als 100 Bischöfe und Expertinnen und Experten verschiedener Konfessionen tagen von Mittwoch bis Samstag an der Päpstlichen Universität Thomas von Aquin über "Nizäa und die Kirche für das dritte Jahrtausend" – PRO ORIENTE verantwortet zwei Panels

POI20250602

In Rom findet von Mittwoch bis Samstag eine große internationale Tagung zum 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa statt. Veranstalter sind das Ökumene-Institut der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) und die Internationale orthodoxe theologische Vereinigung IOTA. Das Symposion steht zudem unter der Schirmherrschaft des vatikanischen Ökumene-Dikasteriums. Das Generalthema lautet: "Nizäa und die Kirche für das dritte Jahrtausend". Mehr als 100 Expertinnen und Experten verschiedener christlicher Traditionen werden erwartet. Dazu kommen auch zahlreiche Bischöfe und Metropoliten verschiedener Kirchen. Auch Österreich ist mit einigen Theologinnen und Theologen bzw. Kirchenhistorikerinnen und -historikern vertreten. Die Stiftung PRO ORIENTE verantwortet zwei Panels. Wie die Veranstalter am Montag bekanntgaben, wird Papst Leo XIV. die Tagungsteilnehmenden am Samstag, 7. Juni, in Audienz empfangen.

Das in Nizäa im Jahr 325 formulierte Glaubensbekenntnis biete "eine theologische Vision des dreieinigen Gottes, die auch heute noch den gemeinsamen Glauben der Christen, insbesondere der orthodoxen und der katholischen Kirche, leitet", so die Veranstalter. Die Konferenz vom 4. bis 7. Juni in Rom solle diesen gemeinsamen Glauben in der heutigen Welt formulieren, "mit dem Ziel, die beiden Kirchen näher an die volle Gemeinschaft heranzuführen". Über die katholische und orthodoxe Kirche hinaus sind aber auch eine Reihe von Bischöfen und Theologen der orientalisch-orthodoxen und anglikanischen Kirche bei der Tagung vertreten.

Themen des Symposions sind u.a. Trinität und Inkarnation, Synodalität und Primat, Häresie und Schisma, das Osterdatum und andere praktische Fragen. Geleitet wird die Konferenz vom römischen Kurienkardinal Kurt Koch, Metropolit Job (Getcha) für das Patriarchat von Konstantinopel, dem koptisch-orthodoxen Bischof Anba Kyrillos von Los Angeles/USA sowie dem anglikanischen Erzbischof und früheren Primas Rowan Williams. Diese vier werden auch zum Auftakt der Konferenz einem gemeinsamen ökumenischen Gebet vorstehen. Die anschließenden einführenden Grußworte sprechen Koch, Getcha und Williams, der Direktor des Instituts für Ökumenische Studien am Angelicum, Prof. Hyacinthe Destivelle, IOTA-Präsident Paul Gavrilyuk und Angelicum-Rektor Prof. Thomas Joseph White.

Aus Österreich werden in den folgenden Tagen u.a. der Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Uni Salzburg, Prof. Dietmar Winkler, der syrisch-orthodoxe Theologe Aho Shemunkasho, die in Regensburg lehrende Kirchenhistorikerin und Ökumenikerin Prof. Andrea Riedl, der Grazer Ökumene- und Liturgie-Experte Prof. Basilius Groen und der Ostkirchenexperte Christian Gastgeber von der Akademie der Wissenschaften das Wort ergreifen.

Die Stiftung PRO ORIENTE gehört zu den Mitveranstaltern und verantwortet zwei Panels - eines über die Bedeutung eines gemeinsamen Datums des Osterfestes aller Kirchen für die Ökumene und ein Zweites zur "Wiener Christologischen Formel". Für die Stiftung nehmen u.a. Präsident Clemens Koja und Generalsekretär Bernd Mussinghoff an der Tagung teil.

Pro Oriente initiierte 1970/71 einen inoffiziellen Dialog zwischen römisch-katholischen und orientalisch-orthodoxen Theologen. Schon 1971 gelang dabei mit der "Wiener Christologischen Formel" ein beachtlicher Erfolg. Durch die Überwindung von terminologischen und kulturell-politisch bedingten Missverständnissen konnte der Versöhnung zwischen römisch-katholischer Kirche und orientalisch-orthodoxen Kirchen ein Weg gebahnt und die Übereinstimmung in zentralen Glaubensinhalten bekundet werden.

Wörtlich heißt es: "Wir glauben, dass unser Gott und Erlöser, Jesus Christus, Gottes fleischgewordener Sohn ist; vollkommen in seiner Gottheit und vollkommen in seiner Menschheit. Seine Gottheit war von seiner Menschheit nicht einen Augenblick getrennt. Seine Menschheit ist eins mit seiner Gottheit, ohne Vermischung, ohne Vermengung, ohne Teilung, ohne Trennung. Im gemeinsamen Glauben an den einen Herrn Jesus Christus betrachten wir sein Geheimnis als unausschöpflich und unaussprechbar, für den menschlichen Geist weder voll zu verstehen noch auszudrücken."