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Rumänisch-orthodoxe Kirche anerkennt Autokephalie der Kirche Nordmazedoniens

Synode in Bukarest unter Vorsitz von Patriarch Daniel fasste entsprechenden Beschluss

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Die Rumänisch-orthodoxe Kirche hat die Autokephalie (Unabhängigkeit) der orthodoxen Kirche in Nordmazedonien anerkannt. Die Bischofsversammlung unter dem Vorsitz von Patriarch Daniel in Bukarest fällte vergangene Woche einen entsprechenden Beschluss. Die Rumänisch-orthodoxe Kirche benennt die neue unabhängige Kirche laut Pressemitteilung des Patriarchats als "Erzdiözese Ohrid und Nordmazedonien mit Sitz in Skopje".

Die Bezeichnung kommt damit der offiziellen Bezeichnung "Mazedonische Orthodoxe Kirche – Erzbistum Ohrid", mit der die nordmazedonische Kirche von der Serbisch-orthodoxen Kirche im vergangenen Juni in die Unabhängigkeit entlassen wurde, recht nahe. An der Frage der Bezeichnung der Kirche werden nämlich einige bislang ungeklärte Fragen deutlich.

Erst im Dezember hatte auch die Bulgarisch-orthodoxe Kirche die Autokephalie der Kirche in Nordmazedonien anerkannt. Die Bulgarisch-orthodoxe Kirche lehnt allerdings die Bezeichnung "Ohrid" für die Kirche in Nordmazedonien ab, weil sie sich selbst in der Nachfolge des antiken Erzbistums von Ohrid sieht. Im Gegensatz dazu stören sich die Orthodoxe Kirche in Griechenland und das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel an der Bezeichnung "mazedonisch", da sie den Namen exklusiv für die griechische Region Mazedonien beanspruchen.

In orthodoxen Medien, die der griechischen Orthodoxie nahe stehen, wurde der Schritt Bukarests auch entsprechend kritisch kommentiert. So hieß es etwa im Portal "Orthodoxtimes", dass Bukarest mit diesem Schritt ebenso wie das Patriarchat von Serbien jahrhundertealte Traditionen in der Orthodoxen Kirche auf den Kopf stellen und die Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats herausfordern würden. Nur das Ökumenische Patriarchat könne die Autokephalie verleihen. Bezeichnend sei zudem, dass die Kirche von Rumänien mit diesem Schritt die Namensfrage der Kirche in Nordmazedonien noch komplizierter gemacht habe. Die Serbisch-Orthodoxe Kirche hatte der nordmazedonischen Kirche in ihrem Tomos, mit dem sie ihr die Autokephalie gewährte, empfohlen, die Namensfrage im "brüderlichen Dialog" mit den griechischsprachigen und anderen orthodoxen Lokalkirchen zu lösen.

Die Serbisch-orthodoxe Kirche hatte die Kirche Nordmazedoniens Anfang Juni 2022 offiziell in die Unabhängigkeit entlassen. Der serbische Patriarch Porfirije übergab Erzbischof Stefan, Oberhaupt der neuen unabhängigen Kirche, den entsprechenden Erlass (Tomos). Die Anerkennung beendet einen 55 Jahre dauernden Konflikt. Nachdem sich die Kirche der südlichsten jugoslawischen Teilrepublik 1967 einseitig vom Belgrader Patriarchat getrennt hatte, galt sie in der Gesamtorthodoxie als "schismatisch".

Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel hatte dann allerdings Anfang Mai 2022 die eucharistische Gemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche wiederhergestellt. Es räumte zugleich der Serbisch-orthodoxen Kirche das Recht ein, die Verwaltungsfragen zwischen ihr und der Kirche in Nordmazedonien zu regeln. Die serbische Kirchenleitung billigte schließlich einstimmig die kirchliche Unabhängigkeit Nordmazedoniens.

Die neue unabhängige Kirche trägt bislang offiziell den Namen "Mazedonische Orthodoxe Kirche - Erzbistum Ohrid". Auch die serbische Kirche nennt sie so und zeigt damit, dass sie im Gegensatz zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel keine Probleme mit dem Namensbestandteil "mazedonisch" hat.

Neben der rumänischen und bulgarischen Kirche haben bislang auch die orthodoxen Kirchen von Russland, Polen, Antiochien und der Ukraine (Ukrainisch-orthodoxe Kirche) die Autokephalie der "Mazedonische Orthodoxe Kirche - Erzbistum Ohrid"anerkannt. Die Orthodoxe Kirche Griechenlands lehnt deren Autokephalie (noch) ab, da diese ihrer Rechtsmeinung nach nur vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel verliehen werden könne. Entsprechend der Entscheidung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios nahm sie aber ebenfalls die Kirchengemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche auf.

Geistliche der nordmazedonischen Kirche haben zudem mit Geistlichen der Kirchen von Jerusalem, Rumänien, der Tschechischen Länder und der Slowakei sowie der Orthodox Church in America konzelebriert, obwohl sich deren Leitungen mit der Frage der Anerkennung offiziell noch nicht befasst haben.