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Schöpfungsverantwortung: Experten fordern gemeinsames ökologisches Ethos

Von Patriarch Bartholomaios I. initiierter Chalki-Gipfel ging am Sonntag in Istanbul zu Ende

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Mit einem eindringlichen Aufruf zur Bewahrung der Schöpfung über alle konfessionellen Grenzen hinweg ist am Sonntag der fünfte ökumenische Chalki-Gipfel in Istanbul zu Ende gegangen. Man stehe an einem entscheidenden Wendepunkt für die Zukunft der Menschheitsfamilie, heißt es in einem abschließenden Kommuniqe zum Gipfel. Die Kirchen seien aufgerufen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und ein gemeinsames ökologisches Ethos zu entwickeln.

"Als Handwerker des Friedens und der Brüderlichkeit bemühen wir uns, bewährte Praktiken umzusetzen, und verpflichten uns, an interdisziplinären Wegen zur Bildung neuer Paradigmen zu arbeiten, die die Realität interpretieren und transformieren können", heißt es wörtlich in dem Kommuniqe. Auf diese Weise strebe man danach, die "Kultur der Verschwendung" zu überwinden, im Wissen, "dass wir das, was wir unserer Welt antun, auch den Geringsten unserer Brüder und Schwestern antun" (Mt 25,40).

In dem Kommuniqe wird auch auf die dringlichen Mahnungen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. verwiesen, der den Gipfel mit einer programmatischen Rede eröffnet hatte. Er wird im Kommuniqe wörtlich zitiert: "Denken Sie immer daran, dass es bei unserer Berufung als Christen darum geht, Verbindungen herzustellen und zu stärken zwischen uns selbst und der gesamten Schöpfung Gottes, zwischen unserem Glauben und unserem Handeln, zwischen Theologie und Spiritualität, zwischen dem, was wir sagen und was wir tun, zwischen Wissenschaft und Religion, zwischen unserem Glauben und jeder Disziplin, zwischen unserer sakramentalen Gemeinschaft und unserem sozialen Bewusstsein, zwischen unserer Generation und den kommenden Generationen, ebenso wie zwischen Himmel und Erde, zwischen unseren beiden Kirchen, aber auch mit anderen Kirchen und anderen Glaubensgemeinschaften."

Die Konferenz, die orthodoxe und katholische Expertinnen und Experten aus aller Welt in den vergangenen Tagen in Istanbul zusammengebracht hat, stand unter dem Motto "Gemeinsam die Zukunft des Planeten erhalten". Der Untertitel lautete: "Der prophetische Dienst von Papst Franziskus und des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios".

Zu den Vortragenden gehörten u.a. Erzbischof Job (Getcha) vom Ökumenischen Patriarchat, der Apostolische Nuntius in der Türkei, Erzbischof Marek Solczynski, und der orthodoxe Theologe und Erzdiakon John Chryssavgis, der den als "grünen Patriarchen" bekannten Bartholomaios in Umweltfragen berät; weiters etwa auch die Präsidentin der Fokolarbewegung, Margaret Karram.

Behandelt wurden bei der Konferenz u.a. die Enzyklika "Fratelli tutti" (2020) von Papst Franziskus sowie das ebenfalls 2020 veröffentlichte Sozialwort des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel mit dem Titel "For the Life of the World" (Für das Leben der Welt).

Das Format des Chalki-Gipfels wurde von Patriarch Bartholomaios I. ins Leben gerufen, der wegen seiner zahlreichen Initiativen im Umweltbereich oft als "grüner Patriarch" bezeichnet wird. Er möchte damit Aktivisten, Journalisten und Wirtschaftstreibende, Theologen, Kirchenvertreter, Kunstschaffende und Repräsentanten unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen zu interdisziplinären und grenzüberschreitenden Gesprächen versammeln.

Webtipps:

• www.halkisummit.com/hs5

• Kommuniqe

• Video der Eröffnungsansprache