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"Verletzte Erinnerungen heilen": Neues PRO ORIENTE-Projekt startet

Internationale Tagung von 9. bis 11. November in Wien will Möglichkeiten für regionale Versöhnungsinitiativen in Europa und im Nahen Osten ausloten

Healing of Wounded Memories Poster A3

Wien, 06.11.23 (poi) Die Stiftung PRO ORIENTE startet mit dem Projekt "Healing of wounded memories" (Verletzte Erinnerungen heilen) eine neue Initiative im Kontext der ökumenischen Dialoge, die Räume des Vertrauens eröffnen soll, um bestehende Konflikte zu überwinden und neue Formen des friedlichen Zusammenlebens zu ermöglichen. Dazu findet von Donnerstag, 9. November, bis Samstag, 11. November, in Wien eine erste internationale Konferenz statt.

Die Tagung beleuchtet etwa theologische und ökumenische Grundlagen von Versöhnung und Vergebung. Auch die Bedeutung kollektiver Geschichtsbilder und Traumata sowie Gerechtigkeitsfragen werden diskutiert. Zum anderen werden aber auch ganz gezielt konkrete Konfliktfelder in den Blick genommen, in denen ökumenische Bemühungen, verletzte Vergangenheit und geopolitische Auseinandersetzungen aufeinanderstoßen: Südosteuropa, Osteuropa mit dem Schwerpunkt Ukraine und der Nahe Osten.

Die Referentinnen und Referenten kommen aus ganz Europa, ebenso aus den USA und dem Nahen Osten. Theologinnen und Theologen sowie Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden die verschiedenen Facetten der Vergangenheitsbewältigung in den jeweils unterschiedlichen Kontexten diskutieren. Auch einige Bischöfe nehmen an der Konferenz teil, namentlich der für Deutschland zuständige serbisch-orthodoxe Bischof Grigorije (Durić) und der antiochenisch-orthodoxe Bischof Elias Toume.

Zu den in Österreich bekannten Expertinnen gehört Souraya Bechealany, die frühere Generalsekretärin des Nahost-Kirchenrates. Mit dabei ist weiters auch der frühere libanesische Staatsminister und heutige Präsident der St.-George-Universität in Beirut, Tarek Mitri.

Für das Projekt "Healing Wounded Memories" hauptverantwortlich ist die gleichnamige Arbeitsgruppe der PRO ORIENTE-Kommission für orthodox-katholischen Dialog, deren Sprecherin die deutsche Ostkirchen-Expertin Regina Elsner ist, zusammen mit PRO ORIENTE-Projektreferentin Viola Raheb. Den Verantwortlichen geht es darum, neue Impulse für lokale Versöhnungsarbeit zu setzen. "Wir sehen im orthodox-katholischen Dialog sehr deutlich, wie ökumenische Prozesse in der Praxis scheitern, weil die lokalen Umstände, die tiefen Verletzungen zwischen den Menschen aufgrund von Hass und Gewalterfahrung in historischen oder aktuellen Konflikten nicht verarbeitet werden. So aber werden die Kirchen immer wieder Teil neuer gesellschaftlicher und politischer Auseinandersetzungen, und das ökumenische Friedenspotential erlischt", so Regina Elsner zur Relevanz der Initiative. Durch den vielfältigen Austausch sollen die Angehörigen der unterschiedlichen Kirchen und Gemeinschaften ermutigt werden, neue Perspektiven auf Vergebung, Umkehr und Gerechtigkeit zu suchen.

"Für PRO ORIENTE ist die Arbeit auf dem Gebiet der Heilung der Erinnerungen heute mehr denn je von besonderer Bedeutung", so PRO ORIENTE-Referentin Viola Raheb über das Projekt. "Gerade in einer Zeit neu entstehender tiefer Wunden in verschiedenen Kriegs- und Krisengebieten halten wir es für wichtig, Räume des Dialogs, des Austauschs und eines konstruktiven Wegs hin zu mehr Frieden, Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt zu öffnen, nicht nur in den betroffenen Regionen, sondern überall in unserer gemeinsamen Welt, hier in Österreich wie andernorts - einer der zentralen Aufträge unserer Stiftung, im Dienste sowohl der Förderung der Ökumene als auch des Gemeinwohls."

Das Projekt wird mit der Wiener Konferenz eröffnet, weitere Schritte der Initiative werden zum Schluss der Tagung erarbeitet.

Die Bedeutung der Tagung wird auch daran sichtbar, dass sie vom Bundeskanzleramt, dem Außenministerium, dem deutschen katholischen Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, der Erzdiözese Köln, der Stiftung Zusammenleben in Europa und dem "Vienna Meeting Fund" unterstützt wird.

Infos: www.pro-oriente.at/projekte/healing-of-wounded-memories