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Wien: Orientalische Bischöfe Europas gründen neuen Zusammenschluss

Gründungsversammlung der "Standing Conference of Oriental Orthodox Churches in the European Union" fand in Wien statt – Begegnungen der Bischöfe mit Kardinal Schönborn und Stiftung PRO ORIENTE

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Foto: Pro Oriente

Die für Europa zuständigen orientalisch-orthodoxen Bischöfe haben sich zu einer "Standing Conference of Oriental Orthodox Churches in the European Union" (OCE) zusammengeschlossen. Die konstituierende Versammlung fand diese Woche in Wien statt. Gastgeber der Bischofsversammlung war der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan. Gekommen waren zahlreiche Erzbischöfe, Bischöfe und weitere Hierarchen der Armenisch-apostolischen, Koptisch-orthodoxen und Syrisch-orthodoxen Kirche.

Nach zwei Vorbereitungstreffen im syrisch-orthodoxen Kloster in Warburg und im koptisch-orthodoxen Kloster in Höxter (Deutschland) wurde nun die Konferenz offiziell begründet. Zum Vorsitzenden wurde der armenisch-apostolische Erzbischof Khajag Barsamian gewählt. Er ist Patriarchaldelegat für Westeuropa und Vertreter der Armenisch-apostolischen Kirche beim Heiligen Stuhl in Rom. Donnerstagabend trafen die Bischöfe mit dem Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn zusammen, zuvor mit einer Delegation der Stiftung PRO ORIENTE.

Laut dem Vorsitzenden Erzbischof Barsamian dient die OCE zum einen der internen Zusammenarbeit der orientalischen Kirchen, zum anderen aber auch der gemeinsamen Vertiefung der Beziehungen zu den anderen Kirchen, "um auf dem gemeinsamen Weg zur vollen Einheit, die im offiziellen theologischen Dialog behandelt werden, auch praktische Themen wie soziale Anliegen, pastorale Zusammenarbeit, Erziehung und Bildung untereinander zu koordinieren".

Gemeinsam gelte es vor allem, sich den Herausforderungen im Blick auf den europäischen Kontext zu stellen, also der Integration der orientalischen Christinnen und Christen in Europa, die schon längst eine Realität ist.

Vorbild für die Europa-Bischöfe ist die bereits lange bestehende US-amerikanische Standing Conference of Oriental Orthodox Churches (SCOOCH, vgl. http://www.scooch.org/ ) die auch einen regionalen Dialog mit der Katholischen Kirche in den USA führt. Vor allem Erzbischof Barsamian kann auf langjährige Erfahrung in den USA zurückgreifen. Er wirkte viele Jahre in Massachusetts, Minnesota und New York City, und war u.a. Verantwortlicher für die ökumenischen Beziehungen der armenischen Kirche in den USA.

Bei der Begegnung mit Kardinal Schönborn wie auch mit PRO ORIENTE kündigte Erzbischof Barsamian an, dass er u.a. den Kontakt mit der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (COMECE) suchen werde, um etwa einen vertieften Dialog zu sozialen Themen zu führen. Auch für eine noch intensivere Zusammenarbeit mit der Stiftung PRO ORIENTE zeigten sich die orientalischen Bischöfe sehr offen.

Seitens der Stiftung begrüßte PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss die Gründung der neuen Konferenz und deren Intention. Er hob die jahrzehntelange Erfahrung der Stiftung im Dialog mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen hervor. Mit vielen Bischöfen, die nun der Konferenz angehören, sei PRO ORIENTE bereits seit vielen Jahren in Kontakt, zeigte sich Kloss erfreut.

Der Vorsitzende der Salzburger PRO ORIENTE-Sektion, Prof. Dietmar Winkler, gab einen kurzen Überblick über die Initiativen der Stiftung, vor allem die inoffiziellen Dialoge seit 1971. Es sei nur allzu deutlich, "wie wir uns im Dialog weiterentwickelt haben", so Winkler: "Hatten wir 1971 mit der Wiener christologischen Formel noch die Überwindung von alter Kontroverstheologie im Fokus, so sind wir mit den römischen Synodalitäts-Symposien im November 2022 soweit gekommen, dass wir als Katholiken auf die orientalisch-orthodoxen Kirchen hören und von ihren Erfahrungen lernen wollen. " Winkler ist bei PRO ORIENTE auch Vorsitzender der Kommission "Forum Syriacum" und Mitglied der "Commission for Ecumenical Encounter between the Oriental-orthodox Churches and the Catholic Church".

PRO ORIENTE-Projektreferentin Viola Raheb stellte das Projekt der Jugendworkshops vor, in dessen Rahmen sich mehr als 150 Jugendliche in den Ländern des Nahen Ostens mit kirchlichen und gesellschaftspolitischen Themen und notwendigen Reformen auseinandergesetzt haben. Einige davon waren zu einem mehrtägigen Workshop Anfang Februar nach Österreich gekommen. Diese Workshops zeigten, dass ein ökumenisches Miteinander die Jugendlichen in ihrer christlichen Identität und Würde stärke, so Raheb. Sowohl bei den lokalen Workshops in den Ländern des Nahen Ostens als auch beim regionalen Vernetzungstreffen in Österreich seien mehrere Teilnehmende aus den orientalisch-orthodoxen Kirchen beteiligt gewesen.

Mit Blick auf die orientalisch-orthodoxen Jugendlichen in Europa äußerten die Bischöfe ihre Absicht, dass sie diese in ihrer gemeinsamen Arbeit in besonderer Weise in den Blick nehmen wollen. Einerseits komme es darauf an, die Jugendlichen darin zu unterstützen, ihre Identität als Gläubige der jeweiligen Kirchen zu entwickeln und zu festigen. Andererseits sei eine gute Integration in die jeweiligen Gesellschaften und der Austausch mit Jugendlichen aus anderen Kirchen nötig. Hierzu wolle man gerne auch mit PRO ORIENTE ins Gespräch kommen, so Erzbischof Barsamian.

Präsident Kloss sicherte das Interesse der Stiftung PRO ORIENTE an einer Zusammenarbeit auch in diesem Bereich zu. Die Expertise, die durch die Arbeit mit den Jugendlichen aus dem Nahen Ostens gewonnen worden sei, sei eine gute Basis hierfür. So könne auf Basis des Vertrauens, das in mehr als 50 Jahren ökumenischer Dialoge gewachsen sei, die junge Generation in diesen Dialog einbezogen werden, und somit auch die Kontinuität und erhöhte Reichweite dieses Dialogs gesichert werden.

Für die Stiftung PRO ORIENTE nahmen an der Begegnung mit den Bischöfen auch Vizepräsident Rudolf Prokschi, Finanzvorstand Gordian Gudenus und Generalsekretär Bernd Mussinghoff teil.