Wien: Rumänische Kirche mit weithin sichtbarer Allerheiligen-Ikone
28. Oktober 2025
Wien, 28.10.25 (poi) Die rumänisch-orthodoxe Pfarre der "Kirche zur Herabkunft des Heiligen Geistes" in Wien-Leopoldau freut sich über die Fertigstellung einer neuen monumentalen Ikone an der Außenfassade des Kirchenneubaus. Die Kirche ist weitgehend fertiggestellt, sie soll aber nicht nur innen, sondern auch außen vollständig bemalt werden, was für Österreich einzigartig ist. Vorbilder dafür gibt es in der rumänischen Bukowina.
Für die am meisten sichtbare Wand, die Westfassade (zugleich auch der Eingangsbereich), wurde das Thema "Versammlung aller Heiligen" gewählt. Um Christus im Zentrum angeordnet sind 130 Heilige, darunter viele, die besonders in der Rumänisch-orthodoxen Kirche verehrt werden, aber auch solche mit Österreich-Bezug. Die gesamte Allerheiligen-Ikone ist mehr als 100 Quadratmeter groß.
"Die runde Komposition und die für orthodoxe Fresken typische Farbigkeit bilden einen notwendigen Kontrast zur städtischen Umgebung mit ihren vielen geraden Linien und tausenden rechteckigen Fenstern", so Gemeindepfarrer Emanuel Nutu gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst: "Die ganze Szene ist ein Bild der Einheit der Kirche und der Gemeinschaft der Heiligen aller Zeiten. Rumänische Heilige und Heilige des Westens blicken einander gegenüber in gemeinsamer Fürbitte für uns zu Christus." - Das Fest Allerheiligen wird in der orthodoxen Kirche nicht am 1. November, sondern am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert.
Die Ikonographie wurde gemeinsam mit dem für Österreich zuständigen Metropoliten Serafim (Joanta) festgelegt. Die Umsetzung durch den Maler Alexandru Nicolau erforderte dabei laut Pfarrer Nutu besondere technische, ästhetische und kompositorische Kompetenzen, da es kein vergleichbares Beispiel in dieser Größe gibt. Die Freskentechnik erfordert das Malen auf frischem Putz - Abschnitt für Abschnitt -, wobei jede Partie fertiggestellt werden muss, bevor der Putz trocknet.
Kirchenbau nach dem Vorbild der Moldau-Klöster
Auf dem Areal des ehemaligen Nordbahnhofs in Wien-Leopoldstadt ist in den vergangenen Jahren ein neuer Stadtteil mit rund 20.000 Wohnungen entstanden. Die Rumänisch-orthodoxe Kirche in Österreich hat die Chance genutzt und hier ein neues Seelsorgezentrum eingerichtet. Im Juni 2017 wurde ein Grundstück für den Kirchenbau erworben, die feierliche Grundsteinlegung fand am 17. September 2017 durch Metropolit Serafim statt. Im November 2018 wurde mit dem Kirchenbau begonnen. Inzwischen ist die Kirche innen weitgehend fertiggestellt, und es findet ein reges Gemeindeleben statt.
Geplant wurde die Kirche vom Architekten-Ehepaar Mihaela Ionescu und Georg Baldass, das auch die rumänisch-orthodoxe Kirche an der Simmeringer Hauptstraße in Wien entworfen hat. Bei den Plänen für das neue Gotteshaus an der Bruno-Marek-Allee im Nordbahnviertel orientierten sie sich an den "klaren Formen" der rumänischen Moldau-Klöster in der Bukowina. Ein markantes Element der dortigen Klosterkirchen: Der Glockenturm steht frei neben dem Kirchenschiff. Das wurde auch für Wien so übernommen.
Die Außenmaße der Kirche betragen rund 30 mal 10 Meter. Bis zu 400 Gläubige können sich dort zum Gottesdienst versammeln. Im Untergeschoß ist u.a. eine große Mehrzweckhalle eingerichtet, wo vor allem Pfarrveranstaltungen, aber auch weitere Gottesdienste stattfinden können.
Inspirationsquelle Nummer Eins für die künstlerische Gestaltung der neuen Kirche in Wien ist das Kloster Voronet in der Bukowina. Die Klosterkirche gilt - nicht zuletzt wegen der eindrucksvollen Darstellung des Jüngsten Gerichts - als "Sixtinische Kapelle des orthodoxen Orients".
Gleich neben der Kirche in der Bruno-Marek-Allee wurde ein großes Wohnhaus errichtet, das die Rumänisch-orthodoxe Kirche als Ganzes gemietet hat. In dem Haus wohnen fast 50 Familien, die meisten davon rumänisch-stämmig, viele freilich auch schon österreichische Staatsbürger. Zum Wohnprojekt gehört auch ein Kindergarten, der im Erdgeschoss untergebracht ist. Dieser wird von der katholischen St.-Nikolaus-Stiftung betrieben, einer Einrichtung der Erzdiözese Wien.
Die neue "Kirche zur Herabkunft des Heiligen Geistes" ist auch dem Hl. Stephan dem Großen und dem Hl. Martin gewidmet. Sie ist die dritte rumänisch-orthodoxe Kirche in Wien. Ihr Einzugsgebiet umfasst den 2., 18., 19., 20., 21. und 22. Bezirk, wo viele rumänische Familien wohnen. Die beiden weiteren rumänisch-orthodoxen Kirchen in Wien sind jene zum Hl. Andreas in Simmering und zum Hl. Antonius in Rudolfsheim-Fünfhaus.