Pro Oriente
Die Orthodoxe Kirche / Griechisch-orthodoxes (Rum-orthodoxes) Patriarchat von Antiochien

Griechisch-orthodoxes (Rum-orthodoxes) Patriarchat von Antiochien

Anzahl der Gläubigenca. 3 Millionen
Titel des ErsthierarchenPatriarch von Antiochien und dem ganzen Orient
Sitz des ErsthierarchenDamaskus (Syrien)
Aktueller AmtsinhaberJohannes X. (Yazigi), geb. 1955, im Amt seit 2012
Bischöfe und Diözesen43 Bischöfe; 34 Diözesen, vor allem in Syrien und im Libanon, außerdem in den USA (8) und in Lateinamerika (5)
Ritusbyzantinisch
Liturgiesprachearabisch
KalenderMischkalender (gregorianisch/julianisch)
Präsenz in Österreichca. 5.000 Gläubige; 2 Gemeinden, 1 Priester, 1 Diakon
Präsenz in Deutschlandca. 80.000 Gläubige; 2 Bischöfe (Metropolit u. Vikarbischof), Bischofssitz in Köln; 27 Gemeinden, 22 Priester, 4 Diakone

Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien ist aus den Anhängern der Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) innerhalb des frühchristlichen Patriarchats von Antiochien hervorgegangen. Die Eroberung Antiochiens durch die muslimischen Araber 637 führte zu einer Schwächung dieser Kirche und brachte sie zunehmend unter byzantinischen Einfluss. Der westsyrische Ritus wurde allmählich durch den byzantinischen ersetzt. Während der Kreuzfahrer-Herrschaft musste der Patriarch ins Exil nach Byzanz fliehen. Nach der Eroberung Antiochiens durch die ägyptischen Mamluken 1268 konnte er zwar wieder nach Antiochien zurückkehren, doch die Stadt verlor zunehmend an Bedeutung, so dass das Patriarchat schon im 14. Jahrhundert seinen Sitz nach Damaskus verlegte. Als die Region 1517 von den türkischen Osmanen erobert wurde und alle orthodoxen Gläubigen dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellt wurden, geriet das Patriarchat von Antiochien noch stärker unter byzantinischen Einfluss. In der Regel wurden nur noch Griechen als Bischöfe und Patriarchen eingesetzt. Das führte zu Spannungen mit der inzwischen arabischsprachigen Mehrheit der Gläubigen, die erst ab 1899 durch die Einsetzung arabischstämmiger Patriarchen allmählich überwunden werden konnten.

Die enge Verbindung des Patriarchats mit Konstantinopel zeigt sich bis heute daran, dass es in der arabischen Sprache als „Rum-Orthodoxes Patriarchat“ bezeichnet wird. Das Wort „Rum“ ist die arabische Bezeichnung für die Rhomäer/Römer, womit die Byzantiner gemeint sind, die Byzanz als das „Neue Rom“ bezeichneten. Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts innerhalb der Orthodoxie zu einem Promotor des ökumenischen Dialogs entwickelt. Das langjährige Oberhaupt der Rum-Orthodoxen Kirche, Patriarch Ignatios IV. (1979-2012), hat sich durch sein ökumenisches Engagement hohes Ansehen weit über die Grenzen der eigenen Kirche hinaus erworben. Der derzeitige Patriarch Johannes X. (seit 2012) gilt ebenfalls als ökumenisch aufgeschlossen. Auseinandersetzungen mit dem Patriarchat von Jerusalem bzgl. der Jurisdiktion über die Orthodoxen im Emirat Qatar führten dazu, dass das Patriarchat von Antiochien nicht an der Heiligen und Großen Synode der Orthodoxen Kirche auf Kreta (2016) teilgenommen hat. Die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa wurde im April 2022 als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt.


Literatur

  • A. Chehadeh, Die Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien und dem ganzen Orient (Rum-orthodox), in: Wort und Antwort 51 (2010) 170-176.
  • G. Tamer, Kirche der Übergänge – die Rum-Orthodoxe Kirche im Libanon und in Deutschland, in: S. Gralla (Hg.), Oriens Christianus. Geschichte und Gegenwart des nahöstlichen Christentums, Münster u.a. 2003, 93-110.

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