Pro Oriente
Die Orthodoxe Kirche / Patriarchat von Serbien

Serbische Orthodoxe Kirche

Anzahl der Gläubigenca. 10 Millionen, vor allem in Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina sowie in der Diaspora
Titel des ErsthierarchenErzbischof von Peć, Metropolit von Belgrad und Karlovci und Serbischer Patriarch
Sitz des ErsthierarchenBelgrad (Serbien)
Aktueller AmtsinhaberPorfirije (Perić), geb. 1961, im Amt seit 2021
Bischöfe und Diözesen

46 Bischöfe; 40 Diözesen, davon 11 in Westeuropa und Amerika

Ritusbyzantinisch
Liturgiespracheserbisch und kirchenslawisch
Kalenderjulianisch
Präsenz in Österreichca. 300.000 Gläubige; 1 Bischof mit Sitz in Wien; 19 Gemeinden, 28 Priester, 3 Diakone
Präsenz in Deutschlandca. 600.000 Gläubige; 2 Bischöfe (Diözesan- und Vikarbischof), Bischofssitz in Düsseldorf; 31 Gemeinden; 56 Priester, 9 Diakone


Die Serbische Orthodoxe Kirche verdankt ihre Selbstständigkeit dem hl. Sava, der 1219 zum ersten Erzbischof von Serbien geweiht wurde und bis heute als Nationalheiliger des serbischen Volkes verehrt wird. Einen nachhaltigen Eindruck im serbischen Geschichtsbewusstsein hat die verlorene Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo polje) hinterlassen, die 1389 den Beginn der osmanischen Herrschaft auf dem Balkan markierte. Im 17. Jahrhundert bauten die Serben im Süden der Habsburger Monarchie eine eigene Kirchenstruktur unter Führung des Metropoliten von Sremski Karlovci auf. Nach Auflösung des (ersten) serbischen Patriarchats von Peć (1346-1766) durch die Osmanen erlangten die Metropoliten von Sremski Karlovci als oberste Repräsentanten aller Orthodoxen in der Habsburger Monarchie große Bedeutung und erhielten ab 1848 auch den Titel Patriarch. Nach Wiedererlangung der staatlichen Selbstständigkeit (1882 Königreich Serbien, nach dem Ersten Weltkrieg 1918 erweitert zum „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“) kam es zur Wiedervereinigung der Kirchenstrukturen innerhalb und außerhalb des serbischen Stammlandes. 1920 erkannte das Ökumenische Patriarchat die Wiederherstellung des serbischen Patriarchats an, das seither seinen Sitz in Belgrad hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Serbische Orthodoxe Kirche im Jugoslawien Titos erneut unter Verfolgungen zu leiden. Zusätzlich geschwächt wurde sie 1967 durch die von staatlicher Seite unterstützte Autokephalie-Erklärung der Makedonischen Orthodoxen Kirche, die seither nicht mehr unter der Jurisdiktion Belgrads steht. Während der Balkankriege 1991-95 trat die Orthodoxe Kirche für die Einheit des serbischen Volkes ein, was vom Westen als Unterstützung des Krieges kritisiert wurde, obwohl Patriarch Pavle (1990-2009) mehrfach zu Gewaltlosigkeit und Versöhnung aufrief. Der Konflikt um den Kosovo war aus orthodoxer Sicht von besonderer Brisanz, weil dort das historische Zentrum der serbischen Kirche (das Kloster Peć) liegt. Die Serbische Orthodoxe Kirche verfügt über ein solides theologisches Ausbildungssystem mit mehreren Priesterseminaren und zwei Theologischen Fakultäten (in Belgrad und in Foča). Zwischen Dozenten an der staatlichen Fakultät in Belgrad und der Kirchenleitung kam es in jüngster Zeit zu Konflikten. Der seit 2021 amtierende Patriarch Porfirije verfügt über gute Kontakte zur Römisch-katholischen Kirche (er war zuvor Metropolit in der kroatischen Hauptstadt Zagreb) und fördert die Aufgeschlossenheit seiner Kirche für ökumenische Kontakte und Kooperation.


Literatur

  • D. Schon (Hg.), Die Serbische Orthodoxe Kirche in den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Regensburg 2019.
  • R. Kolundžić, Orthodoxe Serben in Deutschland als „Gastarbeiter“ und ihre vermehrte Zuwanderung seit 1990, in: Th. Bremer / A.E. Kattan / R. Thöle (Hg.), Orthodoxie in Deutschland, Münster 2016, 45-50.
  • R. Kisić, Die Serbische Orthodoxe Kirche, in: Th. Bremer / H.R. Gazer / Chr. Lange (Hg.), Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition, Darmstadt 2013, 45-52.
  • R. Kisić, Vertrauen und Zusammenarbeit. Die Orthodoxe Kirche im heutigen Serbien, in: Herder Korrespondenz 66 (2012) 626-631.
  • Th. Bremer, Kleine Geschichte der Religionen in Jugoslawien, Freiburg i.Br. 2003.

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