Pro Oriente
Katholische Ostkirchen / Chaldäische Kirche

Chaldäische Kirche

Anzahl der Gläubigenca. 650.000
Titel des ErsthierarchenPatriarch von Bagdad der Chaldäer
Sitz des ErsthierarchenBagdad (Irak)
Aktueller AmtsinhaberKardinal Louis Raphael Sako, geb. 1948, im Amt seit 2013
Bischöfe und Diözesen24 Bischöfe; 19 Diözesen
Ritusostsyrisch
Liturgiesprachesyrisch
Kalendergregorianisch
Präsenz in Österreichca. 350 Gläubige; 2 Gemeinden, 1 Priester
Präsenz in Deutschlandca. 8.000 Gläubige; 12 Gemeinden, 5 Priester

Die Entstehung der Chaldäischen Kirche ist auf dem Hintergrund der zahlreichen Kontakte der Ostsyrer zu den „westlichen“ Christen (hierzu zählten aus ihrer Sicht nicht nur die Lateiner, sondern auch Byzantiner und Westsyrer) zu betrachten, die trotz des früh einsetzenden Entfremdungsprozesses zwischen den ostsyrischen Christen und den im Imperium Romanum beheimateten kirchlichen Traditionen nie ganz abrissen. Seitens der römischen Kirche nahmen im 13. Jahrhundert Dominikaner und Franziskaner Kontakt mit der ostsyrischen Kirche auf. Ihre Begegnungen führten zur Wiederaufnahme der Communio einzelner Bischöfe der ostsyrischen Kirche mit dem Römischen Stuhl, jedoch nicht zu einer dauerhaften Union. Dies gilt auch für die 1340 von den auf Zypern lebenden ostsyrischen Christen abgeschlossene Union mit Rom. Diese wurde zwar auf dem Konzil von Florenz 1445 noch einmal erneuert, doch bereits fünf Jahre später wandte sich ein Großteil der Unierten wieder von Rom ab. Der Unionsabschluss von 1445 ist heute nur noch insofern von Bedeutung, als seither der Terminus „Chaldäer“ für die mit Rom unierten Ostsyrer gebräuchlich ist.

Erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts konnte sich eine mit Rom unierte, chaldäische Hierarchie dauerhaft etablieren. Auslöser für die Union mit Rom war die Unzufriedenheit einer Reihe ostsyrischer Bischöfe mit der seit dem 15. Jahrhundert üblichen „Vererbung“ des Patriarchentitels vom Onkel auf den Neffen. 1552 wählten drei ostsyrische Bischöfe den Mönch Johannes Sulaqa zum Gegenpatriarchen. Mit Hilfe der Franziskaner reiste dieser nach Rom, wo Papst Julius III. ihn 1553 zum „Patriarchen der Chaldäer“ konsekrierte. Johannes Sulaqa nahm nach seiner Rückkehr seinen Sitz in Diyabakir (im Osten der heutigen Türkei), wurde jedoch schon 1555 auf Betreiben der Unionsgegner getötet. Dennoch gelang es eine chaldäische Hierarchie zu etablieren, die in den folgenden 250 Jahren in ständiger Konfrontation mit der assyrischen Hierarchie lebte und deren Linie in dieser Zeit auch mehrfach abriss. Erst ab 1830, als Papst Pius VIII. das chaldäische Patriarchat bestätigte und der Patriarchensitz nach Mossul verlegt wurde, kam es zu einer gewissen Stabilisierung der Lage.

Während und nach dem Ersten Weltkrieg litten Chaldäer und Assyrer gleichermaßen unter den Verfolgungen durch Türken und Kurden, die sie der Kollaboration mit den Briten verdächtigten. Die Massaker an Tausenden von Gläubigen beider Kirchen und der allmähliche Wiederaufbau kirchlicher Strukturen in der Diaspora führten im 20. Jahrhundert zu einer Annäherung zwischen den beiden Kirchen ostsyrischer Tradition. Heute betonen Assyrer und Chaldäer ihre gemeinsamen Wurzeln im ostsyrischen Ritus und arbeiten, insbesondere in der Diaspora, in der Pastoral und Seelsorge eng zusammen. Die im Jahr 2001 von Rom gewährte begrenzte Sakramentsgemeinschaft zwischen Assyrern und Chaldäern trägt zu einer weiteren Vertiefung ihrer Beziehungen bei.

Literatur

  • J. Seferta, The Chaldean Church of Iraq. A Story of Survival, Oxford 2008.
  • W. Hage, Die Chaldäisch-Katholische Kirche, in: ders., Das orientalische Christentum, Stuttgart 2007, 398-407.
  • W. Baum / D. W. Winkler, Die Apostolische Kirche des Ostens. Geschichte der sog. Nestorianer, Klagenfurt 2000, 101-110.

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