Pro Oriente
Katholische Ostkirchen / Rumänische griechisch-katholische Kirche

Rumänische griechisch-katholische Kirche

Anzahl der Gläubigenca. 480.000
Titel des ErsthierarchenGroßerzbischof von Făgăraş und Alba Julia
Sitz des ErsthierarchenBlaj (Rumänien)
Aktueller AmtsinhaberKardinal Lucian Mureşan, geb. 1931, im Amt seit 1994
Bischöfe und Diözesen9 Bischöfe; 7 Diözesen
Ritusbyzantinisch
Liturgiespracherumänisch
KalenderMischkalender (gregorianisch/julianisch)
Präsenz in Österreichca. 1.000 Gläubige; 7 Gemeinden, 10 Priester
Präsenz in Deutschlandca. 1.000 Gläubige; 7 Gemeinden, 6 Priester

Die Rumänische Griechisch-katholische Kirche entstand auf dem Gebiet Siebenbürgens (Transsylvaniens). Seit dem 11. Jahrhundert gehörte diese Region, deren Bevölkerung mehrheitlich aus orthodoxen Rumänen bestand, deren Oberschicht jedoch die eingewanderten Deutschen und Ungarn bildeten, zu Ungarn. Im 16. Jahrhundert eroberten die türkischen Osmanen die Region, wurden jedoch bald nach der erfolglosen Belagerung Wiens 1683 von Kaiser Leopold I. von Österreich vertrieben. Ab 1687 gehörte Siebenbürgen damit zum Habsburger Reich. Auf Betreiben der Habsburger begannen die Jesuiten unter der orthodoxen Bevölkerung Siebenbürgens zu missionieren und für eine Union mit Rom zu werben. Unterstützt durch entsprechenden staatlichen Druck (orthodoxen Gläubigen wurden öffentliche Ämter und höhere Bildung verwehrt und die orthodoxen Geistlichen hatten nicht die gleichen Vorrechte wie die katholischen Kleriker) wuchs unter den orthodoxen Christen die Bereitschaft zum Abschluss einer Union. Im September 1700 wurde die Union der orthodoxen Christen Siebenbürgens mit der Kirche von Rom von einer Synode formell beschlossen. Während sich anfangs fast alle Orthodoxen der Union anschlossen, kam es ab 1744 zu einer starken Rückkehrbewegung zur Orthodoxen Kirche, so dass Kaiserin Maria Theresia sich schließlich gezwungen sah, im Jahr 1759 der Ernennung eines Bischofs für die orthodoxen Rumänen in Siebenbürgen zuzustimmen. Die Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung, die mit dem Unionsabschluss verbunden war, erfüllte sich für die griechisch-katholischen Rumänen anfangs nicht: Ihre Diözesen wurden dem ungarischen Primas von Esztergom unterstellt. Erst 1853 erhob Papst Pius IX. die Diözese von Făgăraş-Alba Julia zum Metropolitansitz und errichtete eine eigene griechisch-katholische Metropolie mit drei Suffraganbistümern.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Siebenbürgen ein Teil Rumäniens. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnte sich die Griechisch-katholische Kirche in Rumänien fruchtbar entfalten: 1940 gehörten ihr 1,5 Millionen Gläubige in 5 Diözesen an. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Kommunisten die Herrschaft in Rumänien übernahmen, hatte sie jedoch das gleiche Schicksal wie alle Griechisch-katholischen Kirchen in Osteuropa zu leiden: 1948 wurde die Union formell aufgehoben und die Griechisch-katholische Kirche verboten. Alle Bischöfe und zahlreiche Priester der Griechisch-katholischen Kirche wurden verhaftet. Erst 41 Jahre später, nach dem Sturz des Ceauşescu-Regimes im Dezember 1989, konnte die Griechisch-katholische Kirche in Rumänien wiederbelebt werden. Im März 1990 ernannte Papst Johannes Paul II. Bischöfe für alle fünf griechisch-katholischen Diözesen in Rumänien. In der Folgezeit kam es zu Auseinandersetzungen zwischen griechisch-katholischen und orthodoxen Rumänen, vor allem im Blick auf die Restitution des Kirchenbesitzes. Die griechischen Katholiken bestanden anfangs auf Rückgabe aller Kirchengebäude, die ihnen vor 1948 gehörten, während die Orthodoxen dies ablehnten mit der Begründung, dass dies weit über den heutigen Bedarf der Griechisch-katholischen Kirche hinausgehe. Im Hintergrund standen weit differierende Angaben über die Zahl der Gläubigen: Während die griechischen Katholiken die Zahl ihrer Gläubigen zu Beginn der 1990er-Jahre mit ca. 2 Millionen angaben, bekannten sich nach einer Volkszählung aus dem Jahr 1992 nur 228.000 Rumänen zur Griechisch-katholischen Kirche. Inzwischen hat auch die griechisch-katholische Hierarchie ihre eigenen Zahlen auf ein realistisches Maß reduziert. Das Verhältnis zur Rumänischen Orthodoxen Kirche hat sich nach dem Papstbesuch in Rumänien 1999 und der Bildung einer gemischten Dialogkommission merklich entspannt. Im Dezember 2005 ernannte Papst Benedikt XVI. den bisherigen Metropoliten zum Großerzbischof, wodurch die Rumänische Griechisch-katholische Kirche einen eigenständigeren Status erhielt.

Literatur

  • Sana, Silviu: The Forbidden Church. Greek-Catholics from North-West of Romania under the Communist Regime (1945-1989), Paris 2020.
  • Bocşan, Nicolae: Die Rumänische Unierte Kirche am Ersten Vatikanischen Konzil, Frankfurt a.M. 2013.
  • J. Marte u.a. (Hg.), Die Union der Rumänen Siebenbürgens mit der Kirche von Rom. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1701, Bukarest 2010.
  • G. Feige, Rumänien, in: E. Gatz (Hg.), Kirche und Katholizismus seit 1945,
    Bd. 2, Paderborn 1999, 132-151.
  • E. Chr. Suttner, Beiträge zur Kirchengeschichte der Rumänen, Wien/München 1978.

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