Pro Oriente
Katholische Ostkirchen / Ruthenische Griechisch-Katholische Kirche

Ruthenische Griechisch-Katholische Kirche

Anzahl der Gläubigenca. 370.000
Titel des ErsthierarchenBischof von Mukačevo
Sitz des ErsthierarchenUžhorod (Ukraine)
Aktueller AmtsinhaberBischofssitz derzeit vakant; Apostolischer Administrator:

Weihbischof Nil Jurij Lushchak, geb. 1973, im Amt seit 2020
Bischöfe und Diözesen8 Bischöfe; 5 Diözesen (1 in der Ukraine, 4 in den USA) und 1 Exarchat (in der Tschechischen Republik)
Ritusbyzantinisch
Liturgiesprachekrichenslawisch, englisch
Kalendergregorianisch
Präsenz in Österreich1 Priester

Präsenz in Deutschland

unbekannt

Die Ruthenische Griechisch-katholische Kirche führt ihre Entstehung auf die Union von Užhorod im Jahr 1646 zurück. Die Christianisierung der Ruthenen, wie die slawischsprachige Bevölkerung Transkarpatiens genannt wurde, geht vermutlich noch auf die Missionstätigkeit der Slawenapostel Kyrill und Method im Großmährischen Reich zurück. Ab dem 11. Jahrhundert gehörte die Region größtenteils zum Königreich Ungarn. Bestrebungen zum Abschluss einer Union der orthodoxen Christen in Ungarn mit Rom gab es erst ab dem Ende des 16. Jahrhunderts, um dem vordringenden Protestantismus entgegenzuwirken. Es waren jedoch nicht die Bischöfe, sondern zwei Basilianermönche, die im 17. Jahrhundert die Mehrheit des ruthenischen Klerus für die Union gewinnen konnten. Im April 1646 nahm der lateinische Bischof von Eger 63 ruthenische Priester in die Gemeinschaft mit der Kirche von Rom auf. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde der Ruthenischen Griechisch-katholischen Kirche. Weitere lokale Unionsabschlüsse in den übrigen Gebieten der Karpato-Ukraine folgten 1664 und 1713. Obwohl damit zu Beginn des 18. Jahrhunderts fast alle slawischsprachigen Christen im Nordosten Ungarns in Gemeinschaft mit dem römischen Stuhl standen, blieb die Situation der Ruthenen unbefriedigend: Ihr Bischof unterstand dem lateinischen Bischof von Eger und ihre Priester mussten als Vikare der lateinischen Pfarrer arbeiten. Erst 1771 errichtete Papst Clemens XIV. auf Bitten von Kaiserin Maria Theresia die selbstständige ruthenische Eparchie Mukačevo mit Sitz in Užhorod.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Transkarpatien Teil der neu gebildeten Tschechoslowakei. In der Tschechoslowakei gab es mit der Eparchie Mukačevo und dem 1818 von ihr abgetrennten Bistum Prešov zwei griechisch-katholische Diözesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der größte Teil Transkarpatiens von der Sowjetunion annektiert und in die ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert. 1949 wurde die Ruthenische Griechisch-katholische Kirche in der Sowjetunion verboten und ihre Gläubigen in die Russische Orthodoxe Kirche eingegliedert. Erst 1991 konnte der Heilige Stuhl wieder einen Bischof für die Eparchie von Mukačevo einsetzen. Die ruthenische Kirche, die sich heute auf demselben Staatsgebiet wie die weitaus größere Ukrainische Griechisch-katholische Kirche befindet, steht in enger Verbindung mit dieser, wehrt sich jedoch gegen eine Integration in die ukrainische Kirche, weil ihre Identität eng mit der ethnischen Gruppe der Ruthenen verbunden ist. In den USA gibt es eine verhältnismäßig starke ruthenische Diaspora, die weitgehend in die amerikanische Gesellschaft integriert ist und die Liturgie in der Regel in englischer Sprache feiert. 1996 wurde ein Apostolisches Exarchat für die Katholiken des byzantinischen Ritus in der Tschechischen Republik errichtet, das formell zum ruthenischen Ritus gehört, in das jedoch vor allem jene verheirateten lateinischen Priester aufgenommen wurden, die während der kommunistischen Herrschaft in der Tschechoslowakei geheim geweiht worden waren.

Literatur

  • A. Mykhaleyko, Die Ruthenische Griechisch-Katholische Kirche, in: ders., Die katholischen Ostkirchen (Die Kirchen der Gegenwart 3), Göttingen 2012, 126-132.
  • M. Lacko, Die Union von Užhorod (1646), in: W. De Vries, Rom und die Patriarchate des Ostens, Freiburg/ München 1963, 114-131.

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