Pro Oriente
Orientalisch-Orthodoxe Kirchen / Malankarisch-Orthodoxe Syrische Kirche

Malankarisch-Orthodoxe Syrische Kirche

Anzahl der Gläubigenca. 2 Millionen, vor allem im indischen Bundesstaat Kerala
Titel des Ersthierarchen
Katholikos des Ostens und des Apostolischen Throns des hl. Thomas, Metropolit von Malankara
Sitz des Ersthierarchen
Kottayam, Kerala (Indien)
Aktueller Amtsinhaber
Baselios Mar Thoma Mathews III., geb. 1949, im Amt seit 2021
Bischöfe und Diözesen
30 Bischöfe; 31 Diözesen (28 in Indien, 1 in Europa, 2 in den USA)
Ritus
westsyrisch
Liturgiesprache
Syrisch und Malayalam
Kalender
gregorianisch
Präsenz in Österreich
ca. 150 Gläubige; 1 Gemeinde in Wien, 1 Priester
Präsenz in Deutschland
ca. 4.000 Gläubige; 3 Gemeinden mit ca. 14 Gottesdienstorten, 3 Priester


Die Malankarisch-Orthodoxe Syrische Kirche führt ihre Ursprünge wie alle indischen christlichen Kirchen auf den Apostel Thomas zurück. Obwohl die indischen Christen ursprünglich der ostsyrischen Tradition folgten, vollzog ein Großteil von ihnen in der Mitte des 17. Jahrhunderts aufgrund der Latinisierungstendenzen der von den Portugiesen eingesetzten lateinischen Bischöfe einen Rituswechsel zum westsyrischen Ritus. Ab 1665 standen die orientalisch-orthodoxen Bischöfe in Indien daher in Gemeinschaft mit dem Syrisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien. Im Laufe der Zeit entwickelten sich zunehmend Spannungen innerhalb der indischen orthodoxen Christen zwischen denjenigen, die eine stärkere Bindung an das Patriarchat von Antiochien befürworteten, und denjenigen, die eine größere Autonomie der indischen Kirche forderten.

1912 errichteten Letztere eine eigene Hierarchie, indem sie das alte „Katholikat des Ostens“ in Indien wiederherstellten und ihre Kirche für autokephal erklärten. Zwischen 1958 und 1975 kam es zwar noch einmal zu einer Wiederherstellung der Gemeinschaft zwischen beiden Gruppierungen, doch bis heute sind die autokephale Malankarisch-Orthodoxe Syrische Kirche und die in Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Antiochien stehende autonome Syrisch-Orthodoxe Kirche von Malankara jurisdiktionell getrennt, obwohl beide dem gleichen (westsyrischen) Ritus angehören. Aufgrund der nahen Verwandtschaft wechseln immer wieder einmal Gemeinden, Priester oder Bischöfe von der einen zur anderen Seite, so dass die zahlenmäßige Größe beider Gruppierungen schwer einzuschätzen ist. Von den insgesamt ca. 3 Millionen orthodoxen Christen in Indien dürfte etwa zwei Drittel der Malankarisch-Orthodoxen Kirche angehören.

Die Malankarisch-Orthodoxe Syrische Kirche bezeichnet sich selbst auch als „Indisch-Orthodoxe Kirche“, womit sie ihre starke Verwurzelung in der christlichen Tradition Indiens zum Ausdruck bringt. Die Malankarisch-Orthodoxe Syrische Kirche engagiert sich im ökumenischen Dialog: Seit 1989 gibt es regelmäßige Gespräche mit einer Delegation des Vatikans, die jährlich im Dezember zu einer zwei- bis dreitägigen Begegnung nach Kerala reist. Außerdem beteiligt sie sich aktiv an der Arbeit der Internationalen Gemeinsamen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen sowie am „Forum Syriacum“ der Stiftung Pro Oriente.


Literatur

  • Chr. Chaillot, The Malankara Orthodox Church, Genf 1996.
  • W. Hage, Die Malankarisch-Orthodoxe Kirche, in: Ders., Das orientalische Christentum, Stuttgart 2007, 341-354.
  • K. Schmitz, Diamper und seine Folgen. Die konfessionelle Konturierung der Thomaschristenheit in Kerala (Südindien), Marburg 2014.
  • P. Verghese (Hg.), Die syrischen Kirchen in Indien, Stuttgart 1974.

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