Im Johannes-Evangelium betet Jesus, dass alle untereinander eins seien wie er selbst mit dem Vater, damit die Welt glaube, dass der Vater ihn gesandt habe (vgl. Joh 17,21). Leider aber ist die Geschichte der Christen zugleich auch die Geschichte ihrer Uneinigkeit und ihrer Spaltungen. Dabei sind heute viele maßgebliche Vertreter der orthodoxen und der katholischen Kirche überzeugt, dass ihre Gemeinsamkeiten bei weitem das Trennende überwiegen. Die derzeitige Entwicklung der ökumenischen Beziehungen scheint mehr und mehr folgenden Ausspruch einiger Theologen zu bestätigen: „Die unterschiedlichen Vorstellungen von der Einheit der Kirche sind vielleicht das größte Hindernis für die Einheit der Kirche“.
In ihrem Diskurs wollen die beiden Referenten Wege aufzeigen, wie heute über sprachliche, kulturelle, politische und konfessionelle Grenzen hinweg die Christenheit ihre universale und sichtbare Gemeinschaft wiederfinden und verwirklichen könnte. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit uns das Fehlen des Bruders und der Schwester in unserer Mitte, in unserer Glaubensgemeinschaft als Mangel bewusst wird.
Zu den Referenten:
Dr. Grigorios Larentzakis ist Professor am Institut für Ökumenische Theologie, Ostkirchliche Orthodoxie und Patrologie an der Katholischen Fakultät der Universität Graz. Er wurde 1942 in Kreta geboren. Studium der Orthodoxen Theologie in Chalki und Thessaloniki, Studium der Katholischen Theologie in Salzburg und Innsbruck. Intensive Vortragstätigkeit im In- und Ausland, u.a. am Ökumenischen Institut des Weltkirchenrats in Bossey. Stellvertretender Vorsitzender der PRO ORIENTE Sektion Graz und Konsultor der Stiftung PRO ORIENTE. Larentzakis ist Mitglied der Konferenz Europäischer Kirchen und Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Im europäischen Kontext ist Larentzakis orthodoxer Delegierter des Ökumenischen Patriarchats in verschiedensten Funktionen gewesen, u.a. auch bei den beiden Europäischen Ökumenischen Versammlungen in Basel (1989) und Graz (1997).
Dr. Rudolf Prokschi ist Professor am Institut für Theologie und Geschichte des christlichen Ostens an der Katholischen Fakultät der Universität Wien. Er wurde 1953 in Niederösterreich geboren. Studium in Wien und Moskau. Priesterweihe 1978, von 1996-1998 als Seelsorger für die deutschsprachige katholische Gemeinde in Moskau tätig. Lehrtätigkeit in Würzburg, Jerusalem und Fribourg. Mitarbeit im „Gemeinsamen orthodox-katholischen Arbeitskreis St. Irenäus“. Vorstandsmitglied und Fachtheologe der Stiftung PRO ORIENTE in Wien. Mitarbeit am internationalen und interkonfessionellen Forschungsvorhaben von PRO ORIENTE zur Union von Brest 1595/1596. Beobachter für die Stiftung PRO ORIENTE im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich.Weitere Informationen