Pro Oriente
Orientalisch-Orthodoxe Kirchen / Syrisch-Orthodoxe Kirche

Syrisch-Orthodoxe Kirche

Anzahl der Gläubigenca. 3 Millionen, davon rund 1,5 Million in Indien (autonome Syrisch-Orthodoxe Kirche von Malankar)
Titel des ErsthierarchenPatriarch der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien
und dem ganzen Orient
Sitz des ErsthierarchenDamaskus (Syrien)
Aktueller AmtsinhaberIgnatius Aphrem II. (Karim), geb. 1965, im Amt seit 2014
Bischöfe und Diözesen71 Bischöfe (davon 32 in Indien, unter der Leitung des „Katholikos von Indien“); 67 Diözesen (davon 35 in Indien)
Rituswestsyrisch
Liturgiesprachearamäisch
KalenderMischkalender (gregorianisch/julianisch)
Präsenz in Österreichca. 8.000 Gläubige; 1 Erzbischof (mit Sitz in der Schweiz); 6 Gemeinden, 4 Priester
Präsenz in Deutschlandca. 100.000 Gläubige; 1 Erzbischof (Zuständigkeit: Diözese), 1 Bischof (Zuständigkeit: Ökumene, staatliche Angelegenheiten), Kloster und Sitz des Erzbischofs in Warburg; 60 Gemeinden, 60 Priester

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche geht zurück auf das frühchristliche Patriarchat von Antiochien, das sich in seiner Tradition als Gründung des Apostels Petrus versteht, der gemäß der Apostelgeschichte in Antiochien wirkte. Nach dem Konzil von Chalcedon 451 spaltete sich dieses Patriarchat in die Gruppe der Anhänger der christologischen Beschlüsse von Chalcedon (Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Antiochien), und die Gegner von Chalcedon, die von den byzantinischen Kaisern verfolgt und über Jahrhunderte als „Monophysiten“ bezeichnet wurden. Aus Letzteren ist das Syrisch-Orthodoxe Patriarchat von Antiochien hervorgegangen, das jedoch den Vorwurf des „Monophysitismus“ entschieden zurückweist. Trotz der Verfolgung ihrer kirchlichen Hierarchie durch die byzantinischen Kaiser gelang es Jakob Baradai im 6. Jahrhundert diese Kirche zu reorganisieren, weshalb die syrisch-orthodoxen Christen in älteren Konfessionskunden auch als „Jakobiten“ bezeichnet werden – eine Fremdbezeichnung, die von ihnen selbst abgelehnt wird.

Nach einer Blütezeit im 12./13. Jahrhundert folgte ab dem 14. Jahrhundert eine lange Periode des Niedergangs unter der muslimischen Herrschaft. In dieser Zeit wurde die Identität der Syrisch-Orthodoxen Kirche vor allem vom Mönchtum bewahrt, dessen Zentrum die Klöster des Tur Abdin (im Südosten der heutigen Türkei) bildeten. In der Mitte des 17. Jahrhunderts schloss sich ein großer Teil der indischen Thomaschristen, die ursprünglich zur ostsyrischen Tradition gehörten, aufgrund der Unionsbestrebungen der katholischen Portugiesen dem Syrisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien an und übernahm von diesem den westsyrischen Ritus. Heute bilden die indischen Diözesen eine autonome Kirche innerhalb des Syrisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien, die sich selbst als „Syrisch-Orthodoxe Kirche von Malankara“ bezeichnet und vom Katholikos von Indien geleitet wird.

Die Patriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche hatten nach der Zerstörung Antiochiens über Jahrhunderte in verschiedenen Klöstern Mesopotamiens residiert, zuletzt in Mardin im Südosten der heutigen Türkei. Nach dem Völkermord von 1915 an den armenischen, syrischen und griechischen Christen wurde der Patriarchatssitz 1924 nach Homs in Syrien und von dort 1959 nach Damaskus verlegt. Die Spannungen zwischen Türken und Kurden im traditionellen Siedlungsgebiet der syrischen Christen im Südosten der Türkei führten im 20. Jahrhundert zu einer Auswanderungswelle nach Europa und Amerika, so dass heute der größte Teil der Gläubigen dieser Kirche nicht mehr im Ursprungsland, sondern in der westlichen Diaspora lebt. Die Liturgie der Syrisch-Orthodoxen Kirche wird bis heute in altaramäischer Sprache gefeiert und damit in jener Sprache, die nach Überzeugung der syrisch-orthodoxen Christen auch Jesus selbst gesprochen hat. Wegen ihrer aramäischen Sprache und Kultur werden die westsyrischen Christen daher vielfach auch als Aramäer bezeichnet.


Literatur

  • S. Birol, Syrisch-orthodoxe Christen in Deutschland, in: Orthodoxie in Deutschland, hg. v. Th. Bremer, A.E. Kattan und R. Thöle, Münster 2016, 235-250.
  • Z. Iwas, Die Syrisch-Orthodoxe Kirche durch die Jahrhunderte, Glane-Losser 1995.
  • J. Önder, Die Syrisch-Orthodoxen Christen. Zwischen Orient und Okzident, Glane-Losser 2013.
  • M. Tamcke, Die Christen vom Tur Abdin. Hinführung zur Syrisch-Orthodoxen Kirche, Frankfurt a.M. 2009.
  • S. Brock (Hg.), Die verborgene Perle. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche und ihr antikes aramäisches Erbe, 4 Bde., Rom 2001.

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